jänner-februar 1996

kurzfehler

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Demokraten wollen sie genannt werden, die schmissigen Recken der FPÖ, und jeder, der Gegenteiliges behauptet, kommt auf die Liste. Also gut: Ganz demokratisch haben die freiheitlichen Mitglieder der Landesregierung Mitte Dezember gegen einen Umlaufbeschluß in der Regierung gestimmt. Die Demokraten der F verwahrten sich dagegen, daß das Land Salzburg 66.000 Schilling für einen Medienkoffer und eine Filmpräsentation an Salzburgs Schulen locker gemacht hatte. Die Sparsamkeit kann es wohl nicht gewesen sein, die Schnell und Spießgesellen zu diesem Schritt bewog. Immerhin hatten sie am selben Tag einer Neuverschuldung des Landes von knapp 500 Millionen das Ja-Wort gegeben. Dann wird es wohl eher der Inhalt gewesen sein, der für echte Demokraten bedenklich ist: Der Spielfilm »Die Hasenjagd - Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen« von Andreas Gruber hat die unter dem Namen »Mühlviertler Hasenjagd« bekannte faschistische Menschenhatz auf flüchtige Häftlinge des KZ Mauthausen zum Thema. Nichts für Demokraten!

Otto Hochreiter, ehemaliger SPOT-Geschäftsführer, prominentes Dechant-Opfer und »Arbeitsgerichts-Millionär«, ist wieder »im Geschäft«: Zwar war seine Bewerbung um die Intendanz beim »steirischen herbst« nicht von Erfolg gekrönt, das privatwirtschaftliche Standbein Hochreiters - das »Büro für Konzeptive Arbeiten« - läuft aber dem Vernehmen nach gar nicht schlecht. Hochreiter, vor allem unterwegs in Sachen Kultur- und Architekturberatung, zählt unter anderem das Land Nordrhein-Westfalen zu seinem Kundenkreis.

»Kultur vor Ort« nennt sich eine vom Institut für Alltagskultur (IAK) Mitte Dezember präsentierte Studie. Das Autorenduo Geri Trübswasser und Günther Marchner widmet sich darin dem »Spektrum von Kunst- und Sozio-Kultur im lokalen und regionalen Raum am Beispiel des Landes Salzburg«. Unter anderem kommt die Studie zur Feststellung, »daß die derzeit bestehenden Kulturvereine Produkte einer spezifischen Generation sind. Heute stehen ihre Träger vor neuen Herausforderungen. Es genügt nicht mehr, sich nur über sein eigenes Selbstverständnis auszuleben und auszudrücken, sondern man muß sich mit einer vielschichtigen kulturellen Realität und mit einer Pluralität an Lebenslagen auseinandersetzen, um nicht blind nur das immergleiche Publikum anzusprechen.«

Die JVP wartet zur Abwechslung einmal mit ganz vernünftigen Vorschlägen auf: Die ÖVP-Teens und -Twens verlangen von ihren Alten die verpflichtende Einführung von Jugendgemeinderäten - ohne Fraktionszwang - und die Wahl eines Jugendlandtages, dem aber nur politische Gruppierungen ange- hören sollen. Und damit das Ganze auch Gewicht bekommt, fordern die JVP-Funktionäre gleich noch Verbindlichkeit der Beschlüsse und Budgetautonomie für den Jugendgemeinderat und den Jugendlandtag.

Der »kunstfehler« als Auslöser für ein Forschungsprojekt der Universität Salzburg: »Das engste Dorf in Salzburg Stadt«, eine zweiteilige Reportage über die Steingasse in der September- und Oktober-Nummer, hat das Institut für Kultursoziologie der Universität Salzburg angeregt, die Steingasse in einem dreisemestrigen Seminar soziologisch zu erforschen. Leitung: Wolfgang Rose. Mit von der Partie: der Salzburger Filmemacher Chiel van der Kruit, dessen Part es ist, das Medium Video für die Forschungsarbeit einzusetzen. Neben einem schriftlichen Endbericht soll auch die bewohnerInnenfreundliche Vermittlungsform Film schlußendlich präsentiert werden. Man darf gespannt sein, wie es den scheuen Forschungsobjekten der schattigen Gasse mit der direkten Beleuchtung ihrer Lebensumstände ergehen wird.

Klaus Tröger, Intendant des »Kleinen Theaters«, hat es sich anders überlegt. Noch im September vergangenen Jahres hat Tröger - aufgrund der prekären Finanzsituation seines Hauses und der zer- mürbenden Verhandlungen mit den Gebietskörperschaften - verkündet, endgültig das Handtuch zu werfen. Kurz vor Weihnachten erklärte Tröger den Rücktritt vom Rücktritt. Der Grund für seinen Schritt, so der Intendant bis auf Widerruf, sei in einem neuen Sanierungskonzept zu suchen. Neben Reduktionen im Verwaltungsbereich setzt das »Kleine Theater« nunmehr vermehrt auf Kooperationen mit anderen Veranstaltern wie beispielsweise dem Landestheater oder dem Wiener »Metropol«. Mit dabei übrigens auch die »MotzArt-Woche«, die sich die überzogenen Mieten im Mozarteum nicht länger leisten konnte und ab 1996 auf die Boulevardbühne nach Schallmoos übersiedelt.

Das Jazzfestival Salzburg hat ein entscheidendes Scherflein zum internationalen Renomee der Mozartstadt als einem Ort beigetragen, wo Kultur nicht bloß traditionsreiches Verkaufsprodukt in Einweckgläsern und Silberpapier ist; alleinig schon der letztjährige Besuch eines britischen Privatsenders hat dies veranschaulicht. Jedenfalls sieht es jetzt aber so aus, daß es das beachtete Jazzereignis in der Elisabethbühne kein dreizehntes Mal mehr geben wird. Sollte es nicht überraschend anders kommen, beugen sich die Betreiber den allzu vagen Zusicherungen und der bekannten, über Monate hinausgezögerten Auszahlung zugesagter Gelder durch die Stadt, die zahllose Veranstalter immer wieder zur unfreiwilligen Umwegrentabilität über Kreditzinsen zwingt. Daß das Jazzfestival so ziemlich am Anfang einer langen Reihe kultureller Projekte steht, die es demnächst erwischen könnte, liegt nicht zuletzt auch daran, daß es sich zwar zur international anerkannten Institution des Jazz gemausert hat, sich jedoch selbst kaum mit den Weihen einer institutionalisierten Kulturverwaltungsbehörde versehen hat.

Der Österreichische Informationsdienst für Entwicklungspolitik (ÖIE) kämpft ums Überleben. Für vergangenes Jahr wurde vom ÖIE bei der Landeshauptstadt um eine Jahresförderung von öS 427.000.– angesucht. 200.000.– wurden ausbezahlt, dann mußte einmal auf den Bericht des Kontrollamtes gewartet werden. Unangenehm für die politischen Entscheidungsträger in diesem Fall nur, daß das Kontrollamt seine Untersuchung positiv abschloß und sogar eine Ausbezahlung der restlichen Summe empfahl.

Was machten Dechant und Co? Der Amtsbericht wurde (wie auch beim Dachverband, dem Friedensbüro...) nicht vorgelegt, sondern verschwand in diversen Abteilungen. Im Kulturausschuß vom 21. Dezember 1995 (!!) wurde die Ausbezahlung mit 5:3 Stimmen be- schlossen. Gegenstimmen von ÖVP und den F. Im darauffolgenden Senat mit konservativer Mehrheit wurde die Fördersumme schließlich auf 50.000.– heruntergesetzt mit der Anmerkung, für 1996 sei wohl nur mehr mit einer Ganzjahressubvention in der Höhe von öS 200.000.– zu rechnen.

Brillenträger! Österreichs Dioptrin-Monopolisten Franz Josef Hartlauer hat es die Gucker beschlagen. Mit seiner Wahlempfehlung »F - was sonst« wird es der tigern-Sie-zum-Löwen-Optiker gerade noch zu Daktaris Lazarett schaffen.

Clarence läßt grüßen!

Theater YBY lädt wieder ein zu einem verboten leckeren Brunch und zu kriminell guter Unterhaltung. HIGH NOON - eine Henkersmahlzeit mit anschließender Hinrichtung jedweder tödlicher Ernsthaftigkeit, der neueste Banditenstreich um die Verkäuflichkeit der Seele, einsame Reiter auf der Jagd nach dem Bösen, dunkle Kräfte, die per Vertrag ein ganzes Land verhökern wollen und andere ,noch streng geheimgehaltene Theaterschleckereien.

So. 21. Jan., weiters So. 4. und 18. Feb. 1996, Brunchopening & Beginn 11:00 Uhr im Das Kino; Kartenreservierungen unter

0 66 2/87 31 00.

Eine Fälschung!? - so schäumte Landesrat Schnell mitten im Advent. Falsch geraten: Es waren nicht Überstundenabrechnungen, die den F-Mann so in Rage brachten, sondern ein simples Flugblatt namens »Der freiheitliche Gemeindekurier«, das in der stillen Zeit durch Salzburg kursierte. Er habe uns nicht belogen, heißt es da ein weiteres Mal, und in gewohnter Manier wurden die Machenschaften der »Mafia« durchleuchtet - diesmal ging es um einen SP-nahen Höchstverdiener aus der Müllbranche. Wessen Arbeit Ausmisten in unserem Lande ist, dies wollte die F laut Flugblatt dem kleinen Mann mit einer großen Spermüllaktion beweisen. Und weiter im bekannten Duktus: »In Zeiten der ‘Ausländer-Rein-Politik’ wollen wir auch nicht auf die von der SPÖVP-Medienmafia totgeschwiegene Minderheit der Grönland-Deutschen vergessen«, welche »seit Jahrhunderten unter widrigsten Umständen den Boden ihrer kargen Heimat« bestellen. Die Sachspenden, die laut Flugblatt dem »großen Flohmarkt für Deutsch-Grönland« zugedacht waren, sollten in der Salzburger Bewegungs-Zentrale abgegeben werden. Wieviel die F-Geschäftsstelle durch das so unheimlich echt anmutende Flugblatt unbekannter Witzbolde eingenommen hat und was mit den Flohmarktspenden weiter passiert ist, das hat die F-ührung bis dato noch nicht transparent gemacht.