märz 1996

Birgit Feusthuber
gelesen

Josef Mautner, Angelika Kampfer

Fremde Heimat Salzburg. Verlag Anton Pustet 1995

Innenansichten von Salzburg einmal anders: Elf Berichte von Menschen aus verschiedenen Ländern, die es aus politischen Gründen nach Salzburg verschlagen hat, Menschen, die Salzburg unterschiedlich erfahren. Die Zigeunerin Maria Amberger, die als Kind das KZ überlebte, Jahrzehnte in Litauen war, und 1990 hierher zurückkehrte, kann nichts Gutes berichten von dieser Stadt: »Ich habe keinen Kontakt zu anderen Leuten hier.« Ahmet und Emine Gören mußten aus ihrer kurdischen Heimat fliehen, Ahmet geriet in Schubhaft, versuchte zweimal, sich das Leben zu nehmen. Der Serbe Dragan Matic, nach schweren Folterungen in Salzburg ebenfalls in Schubhaft gelandet, sagt über Polizisten: »Die in Serbien schlagen, die in Salzburg schreien. Sonst kommt es auf dasselbe hinaus.« Jene, die das Glück hatten, in früheren Zeiten hierher gekommen zu sein, haben sich mehr oder weniger gut einleben können, empfinden sich weiterhin - so wie der Pole Darek Janczewski »fremd, zum Teil ausgegrenzt. Das gehört auch zu meiner Identität«. Wie Marko Feingold seinen Neubeginn in Salzburg nach dem KZ-Martyrium erlebte, ist ein beklemmender Ausflug in die historischen Niederungen: »Die Salzburger wollten nichts mit uns KZlern zu tun haben.« Die sensiblen Foto-Porträts von Angelika Kampfer prägen sich wie die Berichte nachhaltig ein. In den Anmerkungen zu den Berichten läßt sich vieles von Kultur und Herkunftsländern der Interviewten erfahren.