märz 1996

Mario Jandrokovic
zu gast

Fritz Kohles / Christoph Lindenbauer

»Mia hom uns docht, Du weast da richtige fia unsa Kolumne ‘Bei uns zu Gåst’«.

»De hob i a no nia g’segn!«

»Do gehts imma um Leit, die in da ARGE auf’tretn sand; die dazöhn dånn a bissal a G’schicht...«

»Und wos dazöhn di Leit do fia Såchn?«

»Ois megliche«.

»Ach so, des.«

So nahm jenes Gespräch mit Fritz Kohles seinen Anfang, welches auf das Ende seines großartigen Auftritts im ARGE-Beisl folgte; der Dialog hätte durchaus auch Teil des Programms sein können, und garantiert hätte die Zuschauerschaft herzlich aufgelacht. Christoph Lindenbauer gab dem Kaleidoskop österreichischer Texte von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart den musikalischen Rahmen. Er malte für die Geschichten, die Fritz Kohles zum besten gab, auf seinem Kontrabaß zarte Kulissen oder schlug zwischen den einzelnen Lesestücken improvisatorische Brücken: Ob gezupft oder gestrichen, der freie Fluß der Töne wirkte weihe- und salbungsvoll und trug vielleicht auch einiges dazu bei, daß der beiden Programm unter dem Titel »Tiefschürfende Texte, ergreifende Melodien« würdig die Kurve vor samstagabendlicher Volksbelustigung kratzte. Vor allem aber wirkten die Stücke, die von elegischer Lyrik aus dem Jahre Schnee bis zu den forschen Sprachunterfangen von Georg Kreisler, Ernst Jandl, Konrad Bayer oder Gerhard Rühm reichten, aus dem Mund von Fritz Kohles so ungemein lebendig, facettenreich und gewitzt, daß die Vorlagen auf dem Papier dann oftmals richtiggehend verblassen. Ohne Zweifel zeigte sich der Kohles als ein ganz Guter, als einer, der im Spiel mit der Sprache (von hausbackenem Dialekt bis zum korrekten Hochdeutsch) literarische Figuren schuf, die weit entfernt waren von jenen kabarettistischen Flachcharakteren, die zum vorauseilenden Schenkelklopfen einladen. Von ulkigen Peter-Alexander-Platitüden war er damit auch um Meilen weiter entfernt als die meisten Jäger des Salzburger Stiers. »Die Leute sagen immer wieder Kabarettist, aber das stimmt nicht!«

Viel Publikum war herbeigeströmt, um im berstend vollen Lokal das Salzburger »Original«, den einstmaligen legendären Krotach-Wirt und Post-Betriebsrat samt dessen Humor live zu erleben. »Ich versuche auch immer wieder, Stücke zu lesen, die nicht so lustig sind. Dann wird gelacht bei Texten, die gar nicht zum Lachen sind, nur weil es der Kohles vorträgt. Eine gewisse Erwartungshaltung schränkt einen schon irgendwo ein.« Doch Fritz Kohles wußte das Vorwegkichern an der denkbar ungeeignetsten Stelle, für das eine kabarettistisch vorgeprägte Zuschauerschaft immer wieder fatales Talent beweist, auf angenehmste Weise in Zaum zu halten.