april 1996

Mario Jandrokovic
gelesen

Birgit Buchinger, Erika Pircher

Johanna Bond und das Geheimnis der Gläsernen Decke. Hg. vom Bundesministerium für Frauenangelegenheiten.

Einer der letzten Streiche des Salzburger Instituts für Alltagskultur, ehe dieser Einrichtung im Zuge der Einsparungen im Bereich freier Wissenschaft die Existenz verunmöglicht wurde, ist dieses »Handbuch, um Diskriminierungen in der Arbeitswelt auf die Schliche zu kommen«. Dabei handelt es sich eben nicht um jene Lektüre, welche WissenschaftlerInnen als Basis für weitere Forschungen auf dem Gebiet dienen sollte, sondern wortwörtlich um ein Handbuch, das sich durch seine überaus unkonventionelle wie geistreiche Form für Frauen in der Arbeitswelt, im speziellen auch Betriebsrätinnen, besonders benutzerInnenfreundlich und zugänglich zeigt. Das Buch gibt Anstöße zur Analyse der Situation in der eigenen Firma und geht nicht zuletzt auch als Argumentationshilfe sehr zur Hand. Die Hard Facts aus der Forschungs-tätigkeit sind als »Krimihandlung« aufgearbeitet: Die Protagonistin, die Betriebsrätin Johanna Bond, ermittelt die rätselhaften Vorgänge in der männlich dominierten Arbeitsweltmaschinerie und deckt so manche obskure Vorgänge auf - sei es bei Bewerbungsgesprächen, in der Weiterbildung oder auch betreffend die Aufstiegschancen. Zahlreiche Denkanstöße erhält sie aus den Gesprächen mit ihrer »Assis-tentin«, dem Papagei Emma.

Das vom Frauenministerium vertriebene Buch stieß nach kurzer Zeit schon auf überaus positive Resonanzen und hat so auch einen originellen und überaus pragmatischen Weg gewiesen, wie wissenschaftliche Ergebnisse ihre eigentlichen AdressatInnen - die beschriebenen Betroffenen - direkt erreichen können und nicht bloß vom Schreibtisch direkt ins Archiv wandern.