april 1996

schön und gut

Der Ewige Bierkalender

BiertrinkerInnen haben es in Salzburg schön & gut, wo doch gleich vor Ort ein besonders edler Saft fließt, nach dem nebenbei auch noch ganz gut der Kalender unter dem Motto »Mit Bier durchs Jahr« eingerichtet werden kann. Die Augustiner Brauerei im Kloster Mülln ist ohne Frage ein Zentrum dieser Zeitrechnung, denn der äußerst selten anzutreffende Tropfen vom Faß entfaltet in den Steinkrügen umso mehr seinen edlen, leicht fruchtigen Geschmack, und außerdem ist das Müllnerbräu einer der wenigen öffentlichen Orte, wo nach wie vor Leute mit dem Jausenpaket von zu Hause willkommen sind.

Auch heuer hat man der besinnlichen Zeit zwischen Fasching und Ostern wieder mit einem speziellen Tropfen Rechnung getragen: dem Fastenbier, dessen Ära gleich am Donnerstag nach Fasching mit allem Drumherum wie Musik und feierlichem Anstich durch den Abt eingeläutet wurde. Das kräftige und nahrhafte Spezialbier mag ja nicht unbedingt die Vollmundigkeit des berühmten Tagein-Tagaus-Märzenbräus erreichen, doch geht es ja, der Tradition gemäß, nicht einfach ums Vergnügen, sondern um einen angemessenen Ersatz für feste Nahrung während besonders strenger Fastentage. »Flüssiges bricht Fasten nicht« wurde schon im frühen Mittelalter von Rom als Grundsatz erlassen, und der Gang zum Ausschank im Kloster Mülln ist so in der Zeit der Läuterung nicht nur eine einwandfreiere rituelle Handlung als das Schlürfen von Fleischbrühe, sondern auch die vergnüglichere.

Ein zweifelloses Plus an Vergnügen bringt dann die Osterzeit, denn die Festtagsböcke vor Ort gehen bei zahllosen BetreiberInnen privater Bockbier-Vergleichtests als Sieger hervor. Außerdem gibt’s für mobile BiertrinkerInnen um den Parkschein ein Getränk gratis, und da ist das Konsumieren einer Halben einfach das bessere Geschäft als der Griff zur Limoflasche. Der Ausschank vom Claustaler Doppelbock hat sich trotzdem nicht durchgesetzt, und das gewiß nicht nur aus Geschäfts- und Prestigegründen.