april 1996

kurzfehler

kurzfehler

Georg Eder, seines Zeichens katholischer Oberhirte der Salzburger, gehört in der katholischen Kirche bekanntlich zu jener Fraktion, die geschiedenen Menschen, so diese wieder verheiratet sind, keine kirchlichen Sakramente - also beispielsweise die Hostie am Sonntag - geben. Sie begingen ja laut Kirche Ehebruch. Gerade Eder und sein niederösterreichischer Kollege haben diese Meinung wiederholt und lautstark von der Kanzel auf ihre Schäfchen niederprasseln lassen. Weniger lautstark sind die Chefkatholiken, geht es in dieser Frage um weltlich höhergestellte Personen. ÖVP-Landeshauptmannkandidat Franz Schausberger gehört zu diesen geschiedenen »Ehebrechern«; Eder freilich rang sich in seiner ersten Stellungnahme zur Nominierung Schausbergers nur zu einem »ist mir noch zu wenig bekannt« durch.

Die Offiziersgesellschaft Salzburg führt, wie in den Salzburger Tageszeitungen mehrfach zu lesen war, seit längerem einen Kampf gegen das Salzburger Friedensbüro. Der von den Offizieren aufgezogene Stellungskrieg hat eine Frontlinie zwischen Doppelsubvention und »Linksextremismus«. Wer die Leute vom Friedensbüro auch nur annähernd kennt, muß sich gerade über den »Linksextremismus« sehr wundern. Wer das Geschichtsverständnis der Offiziersgesellschaft kennt, den wiederum wundert das nicht. Für die - übrigens 100prozentig vom Staat subventionierten Gehaltsempfänger - Offiziere dürfte sowohl die österreichische Verfassung als auch das offizielle österreichische Geschichtsbild (Variante Portisch) ein Werk von Linksextremisten sein. Wie sonst wäre es zu erklären, daß im offiziellen Mitteilungsblatt der Gesellschaft etwa vom »Schicksal der alliierten Besetzung« oder vom »Abwehrkampf der Deutschen Wehrmacht gegen sowjetische und amerikanische Truppen« die Rede ist. Das mit aller Wahrscheinlichkeit nach aus Steuergeldern subventionierte Blatt weiß genauso von der »sogenannten Entnazifizierung« zu berichten wie von illegalen Nazis (Parteizugehörigkeit seit 1933), die in der Zweiten Republik aus dem Staatsdienst entlassen wurden: »44 Jahre Dienst beim Staat in treuester Pflichterfüllung und nun entlassen, als hätte man weiß Gott was verbrochen.«

Wegtreten!

Der Salzburger Frauenpreis, nach der Salzburger Kämpferin für weibliche Gleichberechtigung, Troll-Borostyani, benannt, erregte bei seiner letztjährigen erstmaligen Vergabe etlichen Unmut. Nur die Ehre wurde den drei Preisträgerinnen zuteil, Geld konnte die Stadt für die Würdigung frauenrelevanter Tätigkeiten “bedauerlicherweise” nicht auftreiben. Man nahm sich die Kritik für die heurige Verleihung am internationalen Frauentag zu Herzen: Mit Unterstützung von Romana Rothschopf, Landesfrauenbeauftragte, wurde der Preis auch auf Landesaktivitäten ausgedehnt. Für ihre frauenspezifischen Verdienste in der Stadt Salzburg wurde heuer Christl Dorfer geehrt . Auch der Protest, daß die PreisträgerInnen keine materiellen Dinge mit nach Hause nehmen konnten, hatte Erfolg: Immerhin können sich jetzt drei Frauen über jeweils öS 20.000.- freuen. Wir gratulieren!

Die Salzburger Bachgesellschaft feiert ihren Zwanzigsten! Grund zur Freude haben die Freaks von Kompositionen, die aus der Feder von J. S. Bach entflossen sind, allerdings wenig: Der Bach-Gesellschaft geht nämlich allmählich die Kohle aus. Nachdem sich der Verein auf Subventionszusagen von Kulturressortchef Josef Dechant verlassen hatte und dieser nur einen Bruchteil - und auch den verspätet - überwiesen hatte, steht nun der »Kuckuck« vor der Tür. Und obwohl Sparkassenchef Gerhard Schmidt mit im Verein sitzt, hoffen die Bach-Freunde nun auf Bares aus einer Benefiizgala, die Ende März über die Bühne der Großen Aula gegangen ist. Insgesamt war wohl auch die Bachgesellschaft lange Zeit zu sparsam. Der ausständige Betrag beläuft sich auf nicht einmal 500.000 Schilling.

Asylstadt Salzburg. Der Idee, daß die Landeshauptstadt - wie auch Straßburg, Berlin, Helsinki, Amsterdam oder Lissabon - verfolgten SchriftstellerInnen auf kommunaler Ebene Schutz ge-währt, kann auch unser Bürgermeister etwas abgewinnen. Allerdings, so Dechant in einer An- fragebeantwortung, »ist mit Folgekosten zu rechnen«. Aber so ist das eben, Menschlichkeit kostet Geld. Nicht das der Gemeindeoberhäupter, sondern Steuergeld! Wir zählen auf Sie, Herr Bürgermeister!