mai 1996

Peter Truschner
geschaut

Rear Window

Einer Gruppe um die IG bildender KünstlerInnen ist es gelungen, Vertreter der »Jungen Kunst aus London« nach Salzburg zu holen und so zumindest eine enthusiastisch begangene Vernissage lang den Eindruck zu vermitteln, die Salzburger Szene pulsierte.

Works perfectly von der Gruppe Rear Window versucht sich in der Intimität der Wohnung eines Salzburger Künstlers zu behaupten. Es stellt sich jedoch heraus, daß die Arbeitskonzepte von Jacqueline Pennell und Neil Cummings wie selbstverständlich durch das breite, soziologische Spektrum des »Wohn«- Begriffs (essen, einrichten, heranwachsen etc.) abgedeckt werden. Für die angestrebte »Gegenüberstellung von privaten und öffentlichen Sammlungen, deren Zusammenhang und Widerspruch«, sind die »ortsbezogenen Installationen« zu durchschaubar. Jordan Baseman formiert in einem leerstehenden Geschäftslokal eine Unmenge an menschenhaar zu einem Wort, das sich als Materialisation der »vox humana« versteht - und nimmt seinem Arbeitsmaterial damit unfreiwillig etwas von seiner kraftvollen, dabei lautlosen Körperlichkeit. Nichtsdestoweniger eine im besten Sinn spürbare Arbeit. Rebecca Scott, Orla Ryan und Hadrian Pigott bieten in der Galerie 5020 Banales und in Halbtiefen zu Entdeckendes. Katharine Meynell und Jim Mooney von der Gruppe Gasworks sind das Ausstellungsereignis des schneeverwehten Salzburger Frühjahrs. Vor allem für Mooney scheint es die Differenzen der einzelnen Materialien (Fotopapier, Tuchent, Kaffee, Maschendraht...) nicht zu geben, in welch opulenten Ausmaßen er den damit transportierten Inhalt auch formell an die Wand zu zaubern vermag.

Das Ereignis ist dabei noch nicht zu Ende: 1996/97 erhalten u.a. zwei Salzburger KünstlerInnen die Möglichkeit eines dreimonatigen Aufenthalts bei Gasworks. Kritik an diesem für Salzburger Verhältnisse so erfreulichen Ereignis fällt schwer. Dennoch: Die Selbstfeier des um sich greifenden Kuratorentums stießunangenehm auf. Außerdem werden gerade anhand des ansonsten gut gemachten, zweisprachigen Info-Folders die sprachlichen und analytischen Mängel hiesiger Kunst-Präsentation deutlich. So hat der deutschsprachige Beitrag der Kuratorin Marika O. die Grenzen zum Schwachsinn sicherlich hinter sich gelassen.