mai 1996

Didi Neidhart

Fux spielt Fux

Ein ORF-Dreiteiler demonstriert, wie sich ein Salzburger Mandatar Politik vorstellt.

Da produziert der ORF also eine »urkomische österreichische Politkomödie«, was - empirisch gesehen - an sich schon ein Widerspruch ist. Noch dazu darf sich darin Schauspieler und Bürgerlistengemeinderat Herbert Fux - nach einer Vorlage von Herbert Fux -, als »liberal-anarchistischer Demokrat« outen. Der ORF streckt diese Dünnheit dann auch noch mit kleinformatigen Personality-Gags, auf daß drei Hauptabende gefüllt sind. So wird der Wunsch nach den verhaßten Tennis-Spontanübertragungen aus den fernsten Winkeln der Welt zur fixen Idee.

Dies vor allem, weil Fux - »Ich bin jetzt die Opposition!« - durch ein rudimentäres Drehbuch poltert, als ginge es um den Abschluß eines gemeinsamen »Alles decke ich auf!« Selbstfindungswochenendes mit dem Salzburger Krone-Reporter Robert Redtenbacher. »Politkomödie« heißt hier nämlich, daß die Anständigen »Prinzipien« und »Charakter« haben, gegen einen »Sumpf an Korruption« und den »sittlichen Verfall« vorgehen und als Endziel die Losung »für Ordnung sorgen und für ein bißl Kultur« ausgegeben wird.

Ein Schelm, wer sich da an vergangene Aktionen der Bürgerliste und ihres Spitzenkandidaten Herbert Fux erinnert. Ein Tor, wer dies nicht tut, denn die besseren Drehbücher schreibt allemal noch das Leben. Gefehlt hat uns im »Idealen Kandidaten« etwa jene Sequenz, bei der Fux im Gemeinderat lautstark einen »Roßknödel-Gipfel« fordert. Zur Schonung der Altstadt sollten doch die Gäuler ihre Apferln in eine Pferdewindel drücken, so ein Fux-Anliegen aus 1995.

Daß sich der reale Spitzenkandidat und Drehbuchautor als fiktiver »idealer Kandidat« nur bedingt an die politische Wirklichkeit gehalten hat, mag daran liegen, daß viele der Fux’schen Aktionen nicht immer besonders komisch waren. Wer will wirklich noch einmal einen, im Landtag gemeinsam mit den F-Recken randalierenden Fux sehen? Auch ein Grüner Schauspieler, der Hand in Hand mit F und Kronen-Zeitung verbissen gegen Kulturprojekte wie Guggenheim und SPOT zu Felde zieht, ist nicht gerade ein Samstagabendprogramm wert.

Also blieb alles Film. Aber hier wie dort hat Herbert Fux vielleicht sogar System. Insoferne ist die filmische Selbstdarstellung von Fux und seiner bürgerlichen Liste wenigstens ein klein wenig ehrlich. Da werden fehlbare Menschlein gezeigt, die in das korrupte Getriebe der Politik reinschlittern und deren Schicksal sich so erfüllt, daß sie das werden, was sie eh schon sind: der Quereinsteiger ein Querulant, der Advokat ein Klubobmann, der Herr Bauernfeind ein Immobilienhai, die Sozialarbeiterin das (schlechte) Gewissen der Partei und der Bürgermeister ein zynischer Demokratie-Vollstrecker; Motto: »Politik erstrebt das Glück der größtmöglichen Zahl«. Glücklich wird nur, wer sich wie etwa Lukas Resetarits als Turnlehrer aus der Politik heraushält.

Populismus bleibt eben immer eine Schmierenkomödie, im Fernsehen und auch anderswo. Schließlich findet Fux - nur zu Herr Bürgermeister! - noch eine Adelige, die ihm, der er in der dritten Folge bereits zum komissarischen Bürgermeister avanciert ist, die marode Gemeindekassa wieder auffüllt. Und nachdem auch im Fux-Drehbuch nichts ohne Beziehungskisten abgeht, bekommt die Gräfin schlußendlich von Fux eine gescheuert, was folgerichtig ihre unendliche Liebe zu Fux erst richtig entbrennen läßt. Fux findet so die Frau fürs Leben, und wir freuen uns schon auf die ORF-Produktionen »Ein Bärentaler geht seinen Weg« und auf die 99er-Premiere »Pepi, Pepi noch einmal...« vom Landesstudio Salzburg .