mai 1996

kurzfehler

kurzfehler

Die Diagonale - Festivaldes Österreichischen Films - hätte heuer in Salzburg zum dritten Mal über die Leinwand flimmern sollen. Hätte, denn bei der »Diagonale« hat der Konjunktiv wieder einmal Saison. Anfang April warf Intendant Herbert Mis das Handtuch. Warum er die »Diagonale« nach nur einem Jahr wieder verließ, war von Mis bis Redaktionsschluß nicht zu erfahren. Die Ursache für den personellen Filmriß dürfte bei Martin Schweighofer zu suchen sein. Dem Geschäftsführer der »Austrian Film Commission«, die die »Diagonale« ausrichtet, wird permanente Einmischung in künstlerische Belange nachgesagt, was sich auf Dauer kein Intendant bieten lassen kann. Schweighofer jedenfalls reagierte angesichts des Rücktritts von Mis reichlich verschnupft: Er überlegt nun, die »Diagonale« überhaupt wieder abzublasen.

Die freien Radioinitiativen Österreichs befürchten das endgültige Aus für die freien Sender hierzulande, noch bevor überhaupt einer »on air« war. Während sich in vielen Ländern Europas ein Drei-Säulen-Modell mit öffentlich-rechtlichen, kommerziellen und freien, nichtkommerziellen Sendern etabliert hat, bestehe in Österreich die begründete Befürchtung, »daß wieder keine brauchbaren rechtlichen und ökonomischen Voraussetzungen für freie nichtkommerzielle Radios geschaffen werden«, heißt es in einer Erklärung der »Freien Radios Österreich«. Was fehle, sei der politische Wille, freie Sender zuzulassen, die Finanzierungsfrage von österreichweit rund 60 Millionen Schilling sei »nur vorgeschoben«. Über eine Zweckwidmung der Landesabgabe (besser bekannt als »Kulturschilling« bei den Rundfunkgebühren) und über eine Ausgleichsfinanzierung der Privatsender für den Werbeverzicht der nichtkommerziellen freien Stationen könnte ein Radiofonds gespeist werden, der dann diese Basisfinanzierung von 60 Millionen übernähme.

Eine Sau sei er, vernahm der beizeiten auch im »kunstfehler« präsente Fotograf Herbert Huber auf seinem Anrufbeantworter. Grund: das Foto einer Raverin im März-kunstfehler, bei dem Pose und Kamerawinkel den Verdacht des Sexismus/Machismus aufkommen ließen und so für bewährt Grund-sätzliches in Diskussionen sorgten. Nur war das Foto gar nicht von besagtem Huber, sondern von einem seiner Namensvetter. Wen der männliche Guerillakämpfer für den Anstand (der als solcher natürlich anonym blieb) mit seiner Aktion gezielt zur Sau machen wollte - ob alle Fotografen auf Raves, alle fotografierenden Hubers, alle Fotografen oder alle Hubers -, ließ sich bis Redaktionsschluß nicht eruieren.

Die FPÖ ließ sich ihr 40jähriges Jubiläuman Kulturförderung 40 Blaue extra kosten; der Umweg, den dieses Geld gegangen war, war ein parteilinientypisch verschlungener und verquerer: Franz Primetzhofer vom Kulturverein Kanal Schwertberg, ehemaliges IG Kultur-Oberhaupt, bekam die Summe auf gerichtlichem Umweg zugesprochen, nachdem in der »Neuen Freien Zeitung« mit den üblichen Weltverschwörungs-Blaupausen auf die freie Kulturszene generell und auf Primetzhofer im besonderen eingehackt wurde. Der Hetzartikel »Das linke Netz in OÖ« deckte Primetzhofers angeblich verschwörerische Verbindungen zu Kulturszene, Bombenlegern, den »Tatblatt-Gewaltaufrufe(n)« und der »gewalttätige(n) Opernballszene« (sic!) auf. Das Oberlandesgericht Linz beurteilte die üble Nachrede in diesem Fall als besonders schwerwiegend und schuf einen Präzedenzfall. Die Jubilarin hat nun allen Grund, ihre traditionelle Opferrolle gebührend abzufeiern.

Salzburgs Werbeagenturen werden vom Dachverband Salzburger Kulturstätten dazu aufgerufen, in einem Wettbewerb dessen öffentliches Auftreten mitzugestalten. Gesucht wird erst einmal ein kreativer wie attraktiver Plakatentwurf, mit dem sich der Dachverband und dessen Mitglieder im ganzen Bundesland sehen lassen können. Eine prominent besetzte Jury wird über das Siegerplakat entscheiden. Als Preis winkt unter anderem eine Jahresfreikarte für alle im Dachverband vertretenen Kulturinitiativen.