juni 1996

Dagmar Rieger
gelesen

Ute Erhardt

Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin. Warum Bravsein uns nicht weiterbringtWolfgang Krüger Verlag, 1996

Frauen sind das brave Geschlecht. Freundlich, nachgiebig, bescheiden und großzügig. Das wird erwartet, entspricht aber auch dem Bild, das jede Frau in sich trägt. Bravsein soll der Schlüssel zum Erfolg sein, doch das Gegenteil ist richtig. Heute wollen Frauen nicht mehr nur brav sein. Ihr Selbstverständnis verschiebt sich. Doch die Neue Frau steckt noch voller Widersprüche. Sie setzt sich durch, aber oft mit schlechtem Gewissen.

Ute Erhardt schildert verschiedene Fallen, in die Frauen im Laufe ihres Lebens »stolpern«. Sie beschreibt schonungslos die Eigendefinitionen von »Weiblichkeit«, das Kindchenschema, die Angst vor der Macht, den weiblichen Verzicht als Lebenszweck, das ohnmächtige Lächeln und vor allem den großen Selbstbetrug, dem sich Frauen oft hingeben. Es sind keineswegs die »armen, kleinen Frauchen«, die hier dargestellt werden, es findet sich auch so manche »Riot Girl/Angry Woman« in ihren geheimsten Gefühlen in diesem Buch wieder.

Es wäre vorschnell zu sagen, »alles schon mal dagewesen«. Dieses Buch ist keines von »diesen« Frauenbüchern, die es in den 70er Jahren zuhauf gab, die damals ihren Zweck erfüllten, aber heute kaum mehr als historischen Wert besitzen. Es ist ein Beitrag zur Selbstfindung, aber für die Frauen der 90er Jahre.

Frau findet auch Anregungen, wie sie ihren eigenen Denkfallen entkommen kann, aber wer hofft, anhand der Lektüre urplötzlich vom Frauchen zur Frau zu wachsen, hat sich geirrt.

Böse Mädchen kommen überall hin, aber - sie müssen schon selbst dorthin gehen !