juni 1996

Thomas Neuhold

Die Hakenkreuze müssen weg!

Am Haus des Salzburger Turnvereins prangen noch immer nationalsozialistische SS-Symbole

Den meisten Salzburger AntifaschistInnen verrät der »kunstfehler« ja keine Neuigkeit, wenn er auf die Hakenkreuze im Herzen Salzburgs hinweist. Am Haus Giselakai 21 des Salzburger Turnvereins sind noch immer vier davon zu finden. Die Regionalausgabe des Österreichischen Turnerbundes (ÖTB) hat sich bis dato standhaft geweigert, die nationalsozialistische Symbolik, die da auf der salzachseitigen Fassade in Stein gemeißelt prangt, zu entfernen. Daß der Turnerbund insgesamt in Sachen Wiederbetätigung, Verletzung des Abzeichengesetzes, Rechtsradikalismus wiederholt angezeigt und verurteilt wurde, ist auch soweit bekannt.

Eine solche Anzeige steht den Kameraden jetzt wieder ins Haus. Im Vorfeld dieser - von privater Seite gestarteten - Initiative hat sich der »kunstfehler« kundig gemacht, was denn eigentlich da zu sehen ist; wir fanden Erstaunliches: Die vier Hakenkreuze, verharmlosend immer als »Sonnenräder« bezeichnet, entsprechen exakt jenen der SS-Panzer-Division »Wiking« beziehungsweise der Panzer-Grenadier-Division »Nordland«. Symbole, die auch auf allen Einladungen des SS-Vereines »Kameradschaft IV« zu finden sind.

Auch der - schon etwas verwitterte - Wahlspruch auf der Tafel ist nicht von schlechten Eltern: »Deine Ehre heißt Treue« entspricht exakt jenem Wahlspruch, den Hitler der SS 1931 zuerkannt hatte. Die »Treue« war Kernstück eines Ehrenkodexes, der die SS-Schergen vor allen anderen Gliedern der Nazi-Gesellschaft hervorhob. Spannend wird im Zuge eines allfälligen Verfahrens die Frage sein, wem denn nun diese - eindeutig auf den »Führer« Adolf Hitler bezogene - »Treue« heutzutage so allen gilt. Vielleicht erinnern sich da einige gerne an Himmler, der bei einem SS-Führertag 1935 erklärte, daß die SS eine »Gemeinschaft, eine Ritterschaft sei, aus der man nicht austreten kann, in die man blutsmäßig aufgenommen wird und in der man drin bleibt mit Leib und Seele, solange man auf dieser Erde lebt«.

Der »kunstfehler« wird über den Fortgang des Verfahrens wie auch über die Subventionslage der rechten Turnerkameraden berichten.