juni 1996

Ludwig Laher
wenn und aber

Krummnußbaum disqualifiziert sich selbst

Immer öfter darf sich der Bahnreisende zwischen Salzburg und Wien Licht am Ende des Tunnels wünschen. Der österreichischen Bauwirtschaft zum Nutzen wird um Milliarden ein Loch nach dem anderen in Hügel gegraben, die den Namen kaum verdienen. Hier lassen sich vierzig Sekunden einsparen und dort siebenundzwanzig.

Zwar werden mit Fahrplanwechsel Anfang Juni die zügigsten Züge fast alle eingestellt, und die Fahrzeit der anderen hat sich in letzter Zeit keineswegs verkürzt. Zwar lassen die permanenten Verspätungen selbst den glühenden Verfechter des öffentlichen Verkehrs regelmäßig verzweifeln. Zwar werden Speisewagen, selbstverständliches Service seit langem, bei den ÖBB ab jetzt zur wertvollen Rarität. Zwar darf für jene wenigen gehobenen Schnellzüge, die solchen Luxus weiterhin garantieren, ab jetzt ein Zuschlag bezahlt werden.

Dafür bleibt uns der Anblick von Stift Lambach erspart, und die Donauufer bei Krummnußbaum haben wir auch schon vergessen. Disquailifiziert sich ja selbst, so ein Bahnhofsschild: Krummnußbaum. Gerade ist die Devise, rein in den Tunnel, ein bissel Druck spüren und durchzischen bis zum nächsten außerplanmäßigen Haltesignal.

In Krisenzeiten sichert die Investitionsbereitschaft des Bundes Arbeitsplätze in der sensiblen Bauwirtschaft. Klingt vernünftig. Aber wenn einmal wirklich alles gebaut und begradigt ist, ob sinnvoll oder nicht, was dann?

Mit 15 habe ich ein Geschichtchen geschrieben, wie sie mühselig ein Flüßchen aus einem schnurgeraden Betonbettt holen und aufwendig mit Baggern künstliche Mäander und naturnahe Ufer schaffen. Mit 35 habe ich im Oichental dabei ein Viertelstündchen zugeschaut.

Und wenn dann alles wieder fast so ist wie ursprünglich, dann fangen wir von vorne an.

Zum Nutzen der Bauwirtschaft.