juni 1996

kurzfehler

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EZA-Dritte Welt startete am ersten europäischen Weltladentag (11.Mai) eine eigene Afrika-Kampagne. Mit Mitteln des »fairen Handels« will die EZA nicht nur den Umsatz der Kooperativen und Bauern heben, von denen der alternative Welthandel seine Produkte bezieht. Vor allem geht es um die Vertretung der Anliegen des »vergessenen Kontinents« bei den mit Handelsfragen beschäftigten politischen EntscheidungsträgerInnen. Insbesondere die EU ist gefordert: Nur drei Prozent ihres Handelsvolumens entfallen auf Länder südlich der Sahara. Von den wenigen Importen sind darüber hinaus auch noch knapp zwei Drittel Rohprodukte wie Kaffee und Kakao. In Salzburg sind »fair gehandelte« afrikanische Produkte bei der EZA und in den »Weltläden« erhältlich.

Mihai Buculei,Professor an der Kunstakademie Bukarest, der kürzlich mit großformatigen Holzskulpturen im Literaturhaus ausgestellt hat, wird trotz guter Kontakte zu Salzburg auf weitere Österreichaufenthalte verzichten, da er die schikanöse und erniedrigende Behandlung durch die österreichische Botschaft nicht ein weiteres Mal über sich ergehen lassen wolle. Seinem Ansuchen um ein mehrtägiges Visum, um seine bis zu zwei Zentner schweren Kunstwerke abholen zu können, wurde nicht stattgegeben, er hätte Abbau und Transport innerhalb von 48 Stunden erledigen müssen. Auch die SchriftstellerInnen, die bei der Rumänien-Woche im März das Literaturhaus besuchten, hatten sich über die auffallend schlechte Behandlung durch die österreichische Botschaft beklagt. Nunmehr überlegt der Rumänische Künstlerverband, in den Medien gegen die Sitten und Gebräuche der österreichischen Repräsentanten Protest einzubringen.

Die Szene erboste einen Bürger dieser Stadt gehörig: Da würde ein Würdenträger dieser Kultur-einrichtung »von unseren Steuergeldern«, eh schon wissen, im roten Sportwagen herumflitzen und en masse Flugblätter auf die anständigen Bürgersteige verstreuen, und, na, erst der Umweltschutz... Im Szene-Büro ist man überfragt, wer zu dieser unorthodoxen Ankündigungsmethode für die beiden Abende mit Friedrich Gulda gegriffen hatte. Der zweite Betroffene dieser Aktion, Tastenguru Gulda, war bis Redaktionsschluß· nicht zu erreichen. Wahrscheinlich kurvt er wieder einmal mit seinem Ferrari in der Gegend herum.

Eine monatliche Theaterbeilage hat Klaus Tröger, Leiter der beiden Schauspielhäuser Kleines Theater und Metropolis, mit den Salzburger Nachrichten für Salzburgs Theaterhäuser eingefädelt. Diese Häuser (neben den beiden schon erwähnten noch das Landestheater, die E-Bühne, das TOI-Haus und die ARGE) können ab September ihre Produktionen via SN loben und preisen, und das, wie betont wird, zu marktunüblich günstigen Konditionen. Die Frage allerdings bleibt offen, wo jene nicht gerade irrelevanten Einzelpersonen und Gruppierungen abbleiben, die ohne institutionalisiertem Dach über dem Kopf für das Salz auf Salzburgs Theatersuppe sorgen. Tröger meint, daß man sich da noch sicher etwas überlegen werde, wenn die Sache mit der Beilage erst einmal richtig angelaufen ist...

Mit »Kräuterschneck« ist keine neue Raffinesse gemeint, welche in der ARGE-Beisl-Speisekarte mit lässiger Klaue feilgeboten wird, aber örtlich liegen wir schon richtig. Balthasar, in Salzburg ansässiger Maler und Land-Artist, hat das Grünland rund ums ARGE-Beisl mit künstlerischen Mitteln begrünt. Das Gerüst aus Baumstämmen gleich beim Eingang wird, sobald die riesigen Blätter der Pfeifenwinde es umrankt haben, zum vegetabilen Indianerzelt, mit dem vor allem auch Kinder ihre Freude haben werden. Den Kräuter- schneck haben sie schon ins Herz geschlossen. Ob die Kräuter, die in der Steinspirale in vier Vegetationszonen wachsen, die euphorische Zuneigung der Kleinen überstehen werden, wird sich weisen. “Jedenfalls passiert damit ewas”, meint Balthasar seelenruhig beim Achterl im ARGE-Gastgarten, während ein Fratz munter auf seinem Werk herumturnt und Papi von der Seite mahnend zuschaut, da er nicht auch in den Teich oder das Beet zu steigen wagt. Als Freiraum, in dem kein Generationenvertrag unterzeichnet werden muß, hat sich der Kräuterschneck schon bewährt.