august 1996

Didi Neidhart
gehört

Freestyle Dancing

Da auch dieser Sommer nach einem Soundtrack verlangt, hier einige Orientierungstips in Sachen avancierter Summer-Grooves, mit denen man auch mühelos den Winter überstehen kann. Da trifft es sich nicht schlecht, daß die Musik immer mehr wie eine relaxt groovende Salatschüssel daherkommt, die bei aller Hängemattenkompatibilität nicht auf funky Beats verzichtet und nochdazu im kundenfreundlichen Samplerformat angeboten wird. Reinschnuppern lohnt sich also, zumal es sich bei den vorliegenden CDs um exzellente Mixe ohne Füllmaterial handelt.

Daß die derzeit wohl spannendsten Grooves unter dem Etikett Drum & Bass daherrollen, steht wohl außer Frage. Was hier auf der Grundlage von ultrabeschleunigten HipHop/Ragga-Breakbeats und magentiefen Dub-Bässen plus Samplesplittern von Jazz, Soul, Funk, House angestellt wird, ist so atemberaubend wie visionär. Nachzuhören auf »Artcore 2« (React) und »Music Box - A New Area In Drum And Bass« (Full Cycle), wo sich zwischen swingender Leichtfüßigkeit und knochentrockenen Rhythmuszerlegungen eine kaleidosokopische Musiklandschaft auftut, deren permanente Laborsituation zu immer abenteuerlichen Groove-Metamorphosen führt.

Der absolute Freestyle aus Drum & Bass, Trip Hop, Abstract Techno, Dub, Funk, Latin und weiß der Teufel was noch wird hingegen auf »In Order To Dance 6« (R&S), »Storm From The East« (Moving Shadows) und »Freezone 3« (SSR) serviert. Hybride, verschlungene Tracks deren Spannungsmomente nicht selten aus der Ambivalenz zwischen Stringenz und absoluter Stildurchlässigkeit entstehen. In diesem Sinne: Hört die Signale, zersetzt das Genresystem, stürzt die Diktatur der 4/4tel-Bassdrum and have some fun!