august 1996

Birgit Feusthuber
geschaut

Achtung Staatsgrenze

Ich habe vorher von Österreich nichts gewußt. Wenn ich gewußt hätte, wie es hier ist, wäre ich nicht hergekommen.

Schubhaft bedeutet eine bis zu sechs Monaten dauernde Haftstrafe, ohne eine kriminelle Straftat begangen zu haben. 1995 wurden ungefähr 15.000 Menschen diesem »Verwaltungsvorgang« unterzogen. Selten dringen Informationen über die zum Teil katastrophalen Bedingungen für diese Menschen, von denen die meisten in Österreich Schutz suchen wollten, an die Öffentlichkeit. Sabine Derflinger und Bernd Pötscher versuchen in ihrem Dokumentarfilm »Achtung Staatsgrenze« erstmals den Alltag männlicher Schubhäftlinge im Linzer Gefängnis zu beleuchten. Mit deutschen Untertiteln versehen, enthüllt sich aus einem vielsprachigen Aussagenkomplex eine verborgene Realität, die mitten unter uns existiert. Mit kargen Bildern gelingt es dem Film, dem Unmenschlichen unserer Gesetzeslage Namen und Gesicht zu geben. Die Kommentare beschränken sich auf Zusammenfassungen und Erläuterungen, die Reihung von Schließvorgängen an Türen ist die bildlich geronnene Ausweglosigkeit und ungewisse Zukunft dieser Menschen. Zu sehen ab 4. Oktober im DAS KINO.