september 1996

Mario Jandrokovic
gehört

Wipeout: Saliva

(CCP)

Wipeout zeigen bei Live-Gigs das Gesicht einer Band im klassischen Sinne als eine freundliche, unterhaltsame Benutzeroberfläche, obwohl sie in ihrer Grundsubstanz seit jeher schon einige Schritte weiter sind und viel eher wie ein risikofreudiges Klanglabor mit ausgesprochen hoch entwickelter Tanz-Boden-Haftung agieren. Auf ihrer neuen CD »Saliva« (Die mit dem unverwechselbaren Cover) haben sie ihre Zaubergriffe, mit denen sie sowohl ins Herz des Popsongs treffen wie in jenes von gezielten elektronischen Beats & Samples, wirklich an die Spitze getrieben. Sie präsentieren elf Stücke im handlichen Song-Format, die beim ersten Hinhören viel ausgeprägter easy-going sind als bisher, und doch ist Pop bei dem Linzer-Salzburger Trio nur eine gefällige Oberfläche, eine Haut, die sich über zahllose Schichtungen von Geräuschen, Emotionen und Geschichten spannt. Die Beats sind betörend, die Vocals spielen alle Facetten vom Crooner bis zum Psycho durch, und das Kaleidoskop an Klängen, die sich mit der Zeit aus den kompakten Sound-Batzen herauslösen (und sich dabei des öfteren als eine verquer mutierte Gitarre entpuppen), überrumpelt das geneigte Ohr mit einem befremdlichen Lauschangriff in bester Industrial-Tradition.

Mario Jandrokovic