september 1996

Mario Jandrokovic
gehört

Beck: Odelay

(Geffen/Ariola)

Nachdem Beck mit Obskuritäten wie Folk aus der Heimwerkstatt, Lärmspielen und Remix-Künsten im Unterholz von Kleinstlabels herumgeschwirrt war, setzte er mit »Odelay« zum ersten großen Wurf seit 1994 an, als er mit der Platte »Mellow Gold« und speziell mit seinem Hit »Loser« einen Überraschungsangriff aus dem Heimbastler-Studio auf die Charts startete. Und eins vorweg: Beck hat wohl endgültig bewiesen, daß er nicht bloß in geschickter Pose auf jener Schaumkrone des Zeitgeistes surfte, die ihn einen Moment lang als »Stimme einer Generation« durch die Feuilletons getragen hat. Hier präsentiert er sich noch mehr als Folkie-Mutant, der im Mistkübel der Töne und Geräusche wühlt, um klapprige und scheppernde, aber ausgezeichnet funktionierende Tonvehikel zu basteln, die auch am Weg zu Hip Hop oder Hardcore nicht auf der Strecke bleiben. Musikalische Versatzstücke, die beinahe bis zur Unhörbarkeit verbraucht sind, sind als etwas Neues, Ungehörtes zu erleben: als skurrile Ohrwürmer, die sich deutlich von jener Masse an Musik abheben, die sich mit einer dünnen, allzu durchsichtigen Schicht von »Schrägheit« begnügt.