september 1996

Didi Neidhart
gehört

Die Goldenen Zitronen, Economy Class

(Sub Up/Ixthuluh)

»Neue Musik von der Band ohne Privatleben. Alles über Songformen und Freiheit. Wir wissen nicht, was der Diskurs empfiehlt, aber taub stellen kannst Du Dich woanders.« So Blumfelds Jochen Distelmeyer im Info zur radikalsten Zitronen-CD ever. War der Vorgänger »Das bißchen Totschlag« schon eine harte Nuß, bei der sich Anklage, Aufschrei und Aufklärung gegen/über Staatsrassismus, Neoliberalismus, Nationalismus mit Bruchstücken aus Punk, Soul, Funk, HipHop sperrig aneinanderrieben, so gibt es diesmal Free-Style-Explosionen aus »linker« New Wave (Gang Of Four, Pop Group, Rip Rig & Panic), No Wave (James Chance) und Free Jazz (Monk, Coleman), die das textliche und musikalische Material schroff aufbrechen und frei flottieren lassen. Denn auch die selbstgebastelten subkulturellen Resümes sind keine Oasen eines vermeintlichen Guten/Richtigen/Korrekten, wo man die Weisheit mit Löffeln gegessen hat. Mit dem Bewußtsein, daß man sowohl Teil der Lösung wie des Problems sein kann (ist), geht es ans subkulturelle/linke Eingemachte, wobei eigene Widersprüchlichkeiten ebensowenig aufgelöst werden können wie die Tatsache, daß dabei mehr Fragen als Antworten abfallen. Pflichtkauf!