september 1996

Ludwig Laher
gelesen

O. P. Zier, Schonzeit

Salzburg 1996

Dem Leben auf dem Land und der Zeitgeschichte hat O.P. Zier immer schon Aufmerksamkeit geschenkt. In seinem neuen Roman »Schonzeit« gelingt es ihm, einzelnen Menschen aus dem Pongau vor dem Hintergrund der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts überzeugend Kontur zu geben. Genau und scheinbar leidenschaftslos erzählt Zier die neue Geschichte zweier sogenannter kleiner Leute, ihr Großwerden unter entwürdigenden Umständen, ihren kleinen, aber bedeutenden Beitrag zum Widerstand gegen die Nazis, den Abschied von der Hoffnung auf eine gerechtere Welt jenseits kapitalistischer Deformierung. Und er erzählt von der Liebe zwischen Eva und Rupert. Schön unmodern, ohne große Gesten, berührend. Wer etwas wissen will über unsere engere Heimat abseits der Klischees und heimatkundlichen Verbrämungen, wer ein spannendes Stück Prosa lesen will, der ist bei O.P. Zier an der richtigen Adresse. Vor allem aber: Geschichte tritt stets lebenden Menschen nahe und wirkt nachhaltiger, als die alltäglichen Informationsbits uns glauben machen wollen. »Schonzeit« läßt uns davon etwas ahnen.