september 1996

»Vielfältiges Kulturangebot sicherstellen...«

Kulturlandesrat Othmar Raus über das Kulturbudget des Landes Salzburg

Zu den erwartet heftigen Reaktionen führte die in der August-Ausgabe des »kunstfehler« dokumentierte Untersuchung des Landes-Kulturbudgets durch den Dachverband Salzburger Kulturstätten. Kernaussage des Dachverbands: Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen von Seiten der politischen Parteien befindet sich das Kulturbudget des Landes im Sturzflug. 1995 sei der historische Tiefststand erreicht worden - Tendenz weiter fallend. Zudem würden vom ohnehin kleiner werdenden Kuchen immer größere Stücke den acht großen Kultur- institutionen (Landestheater, Festspiele,...) zufallen.

Besonders Kulturlandesrat Othmar Raus (SPÖ) fühlte sich und seine Politik grob mißverstanden. Nachdem aber gerade Raus wiederholt Dialogfähigkeit bewiesen hat, wurde der Landesrat vom »kunstfehler« zu einem Gastkommentar eingeladen.

In den letzten fünf Jahren sind die Ausgaben des Landes insgesamt um 52,7% gestiegen. In die Gruppe 3 sind um 31,6% mehr Gelder geflossen. Die freie Förderung der »3K« (KünstlerInnen, Kulturvermittlung, Kulturveranstaltungen) wurde um 117,8% erhöht.

Darüber hinaus wurden von 1990 bis 1995 aber dem außerordentlichen Haushalt insgesamt ca. 60 Millionen Schilling Zuschüsse für die neuen Proberäume des Mozarteum Orchesters, für diverse Laienspielbühnen, den Umbau des Stadtkinosaales und des Petersbrunnhofes gewährt.

Die vom Dachverband als Interessensvertreter der freien Kulturinitiativen geforderte Umverteilung innerhalb der Kultur zu Gunsten der 3K-Bereiche der freien Förderung ist somit längst erfolgt. Anscheinend gingen diese Erfolge spurlos am Dachverband vorbei. Mein Ziel bleibt es, diese Umverteilung weiterzuführen. Gerade die freie Kulturszene leidet am meisten unter den einschneidenden Sparmaßnahmen der Gebietskörperschaften und den Folgen des Sparpaketes. Mir ist es als Politiker wichtig, ein verläßlicher und berechenbarer Partner zu sein, und zwar für alle BürgerInnen, für die großen, traditionellen Kul-tureinrichtungen (die G8: Landestheater, Musikschulwerk, Festspiele, Mozarteum Orchester, Rupertinum, Freilichtmuseum, MCA, Residenzgalerie) genauso wie für die kleineren Initiativen, für die sich die Situation noch schwieriger darstellt. In der Hoffnung, daß keine größeren Budgeteinbrüche erfolgen werden, habe ich bereits vor der gesetzlichen Verankerung mittelfristige Finanzierungsvereinbarungen mit den Kulturinstitutionen praktiziert. In meiner Politik setze ich auf die Einhaltung von Zusagen, von leeren Versprechungen halte ich nichts. So ist es mir über Jahre in schwieriger Zeit gelungen, meine ausgleichende, auf Vielfalt und Freiheit abgestellte Kulturpolitik auch beim härter werdenden Verteilungskampf fortzusetzen. Bisher mußte niemand aufgeben. Im Gegenteil: Es gab viele Neuerungen.

Für mich gilt es weiterhin, unser qualitativ hochwertiges und vielfältiges (!) Kulturangebot auch in Zukunft sicherzustellen, wobei ich der »Würze in der Suppe« - der freien Kulturförderung - besonderen Wert beimessen werde.

Grundsätzlich freue ich mich über jede Unterstützung, mehr Mittel für die Kultur zu erwirken. In Zeiten, wo das wirtschaftliche und das kulturelle Klima schlechter werden, kann ich einer plakativen Forderung nach 100 Millionen mehr für die Kultur allerdings nicht sehr viel abgewinnen. Ich halte mehr davon, mit der »Würze« Akzente zu setzen. Ich hoffe dabei auf eine breite Unterstützung von allen, die an der Freiheit und Vielfalt des Salzburger Kulturlebens interessiert sind.

Kulturlandesrat

Dr. Othmar Raus