september 1996

kurzfehler

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Die Monatsillustrierte »Wiener« hat sich mit der katholischen Kirche angelegt. In der August-Ausgabe des »Wiener« fand sich ein mehrseitiger Bericht über ein »pikantes Gspusi« (Zitat »Wiener«) des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun mit einer geschiedenen (!) Frau (!!) aus St. Georg am Kahlenbergdorf (NÖ). Der höchst spekulative Bericht des »Wiener«, der sich aus-schließlich auf anonyme ZeugInnen beruft, sorgte bei der derart vernaderten 51jährigen Nieder-österreicherin für wütende Dementis. Anders der Salzburger Weihbischof: Laun, ansonsten bekannt für handfeste Sager und deftigste Interpretationen der katholischen Heilslehre - etwa, daß die Gratisausgabe von Kondomen wie die Verteilung von Handschuhen an Einbrecher sei -, äußerte sich überraschend kryptisch: »So vieles stimmt nicht«, meinte der katholische Oberhirte dazu im O-Ton. Also was denn jetzt...?

Salzburgs Plätze und Straßen sollen demnächst festspiel- und tourismusadäquat in neuem Kleid erstrahlen. Da die Aktion »5. Fassade« ziemlich teuer ist, hat sich ein Arbeitskreis ein Sponsoren-Modell einfallen lassen. Ab einem erklecklichen Sümmchen (500.000 Schilling) wird der Name des edlen Finanziers in Stein graviert. Ob die spendierlustigen Pflasterfreunde bald den Salzburger »Walk of Fame« entlangflanieren können, ist allerdings noch nicht geklärt. Auch, was denn die »5. Fassade«, die Altstadt-Chef Schaden derzeit so heftig bewirbt, eigentlich ist, kann nicht so einfach erklärt werden. Denn die »Fassade« , so belehrt der Duden, ist die Vorder- oder Schauseite eines Gebäudes. Somit wäre das Pflaster erst das zweite »Gesicht der Stadt«. Und selbst wenn man der Ansicht der Altstadtbeamten folgt, daß Hausmauern mitunter tatsächlich vier verschiedene Fassaden haben, so stellt sich doch die Frage »Und was ist mit den Dächern?«.

Der Thomas-Bernhard-Weg zur ARGE Kulturgelände Nonntal bekommt nun eine Schwester. Die Bürgerliste hatte den Antrag erstmals 1993 gestellt. Nun beschloß der Salzburger Stadtsenat, eine Straße nach dem Schriftsteller zu benennen. Diese wird sich in der Scherzhauserfeldsiedlung befinden, auf die Thomas Bernhard in seinem Roman »Der Keller« Bezug nahm.

»Hamma net!« Unter diesem programmatischen Titel versorgt uns die Tageszeitung »Der Standard« in Form einer Endlosserie seit gut einem Jahr mit Neuigkeiten über den selbstverschuldeten Niedergang der heimischen Fremdenverkehrswirtschaft. Das vom »Standard« erhobene »Hamma-net-Syndrom« reicht von der heimischen Gastronomie - »wegen Reichtum geschlossen«? - bis zum unverschämten Gästewunsch nach einem Zimmer für eine Nacht. »Hamma net!«

Der »Standard«, der seinen journalistischen Schwerpunkt im Osten des Bundesgebietes sieht, wäre gut beraten, seinen Chefexperten in Sachen Gästewunschverweigerung, Daniel Glattauer, einmal westwärts zu schicken. Im Mutterland des österreichischen Tourismus, Salzburg, hat man das lästige »Hamma net« nämlich schon längst überwunden und durch das weit effektivere »Nehma net!« ersetzt.

Salzburg, Kassa Parkgarage Mirabellplatz, Montag, 12. August, 13 Uhr: Ein deutscher Urlauber studiert die in D-Mark ausgewiesenen Parkgebühren und legt dem Kassier seine Parkkarte mit einem Hundert-Mark-Schein zwecks Begleichung der Parkschuld von rund 150 Schilling (20 Mark) vor. Kassier, des Hunderters ansichtig: »Nehma net!« Der Gast setzt sein devotestes Lächeln auf (offensichtlich ein geeichter Salzburg-Urlauber): »Wat mach ma denn da?« Kassier: »Wexln gehn!«. Der Deutsche den Blick vor dem Herrscher der Parkgarage senkend: »Wo?« Kassier: »Was i do net!« Fortsetzung folgt.