oktober 1996

Mario Jandrokovic
geschaut

Wie bestellt und nicht abgeholt

Nachdem Salzburg nicht gerade als überaus offenes, entgegenkommendes Pflaster für Kunst im öffentlichen Raum bezeichnet werden kann, ist es ja immer wieder richtiggehend erfreulich, daß hie und da jemand irgendwas an allgemein zugänglichen Plätzen abstellen kann, sei es nun ein blaues Zuckerbäckerhaus auf einer gut sichtbaren Bastei der Festung (der kunstfehler berichtete) oder eben jenes glattpolierte Figürliche aus rotem Stein, das irgendwann einmal am Vorplatz der Schule in der Nonntaler Hauptstraße, bei der Hypo-Bank, einfach so auf einer Holzpalette dastand - wie bestellt und nicht abgeholt. Das bombastische in Stein Gehauene von Walter Meierhofer dient gleichsam als nicht zu übersehendes »Hinweisschild« für die Ausstellung des Künstlers in der nahegelegenen, jedoch im Grünen verborgenen Berchtoldvilla. Bei der dort ansässigen Berufsvereinigung bildender Künstler waren auch die näheren Kriterien für diese temporäre Plastik im öffentlichen Raum zu erfahren: Das massige Objekt sei nicht leicht zu beschädigen und könne auch nicht umgestürzt werden. Es scheint hier also darum zu gehen, das Risiko des Künstlerdaseins auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.