oktober 1996

Mario Jandrokovic
zu gast

Girls On Wax Special

»Einfach in Strukturen zu arbeiten, das hat sich eigentlich schon längst ergeben«, meinte Barbara, Freestyle-Botschafterin von Disko B, dem bewährten Label für avanciertes Dancefloorgeschehen und Haus-DJ im Münchner Ultraschall, nach ihrem Set bei »liquid planet«. Die Rede war davon, daß die Enklave des freien Denkens und Agierens im Dancefloor-Bereich zunehmend von den Strukturen der Freizeitindustrie und der Logik verkaufbarer Einheiten vereinnahmt wird: »Gerade diejenigen, die noch vor fünf Jahren Rockkonzerte gemacht haben, um damit abzucashen, und jetzt aus demselben Grund House für sich entdeckt haben, werden in zehn Jahren in den Annalen des Dance-floor aufscheinen.« Ihr funky, durchaus houselastiger Wild Pitch-Mix steuerte denn auch dem entgegen, was als kleinster gemeinsamer Nenner von House in der Plattenindustrie gilt: »Es gibt da inzwischen eine Schwemme von uninteressanten Platten, und vor allem bei den Vocals ist kaum noch Gutes zu finden.« Gemeint ist wohl die Vielzahl jener Scheiben mit dem Segen der Tonträgerindustrie, die eher als gutverdauliches Klangvehikel für kulinarisch-kuschelige Inszenierungen dienen, für Modeschauen und deren private Abarten im Samstagnachtfieber. Brenda Russel von Deep Space in London, die gemeinsam mit Evva (H.A.P.P.Y./Wien) zu diesem »Girls On Wax special« nach Salzburg kam, bemerkte dazu auch, daß in England der Besuch des bretternen Tanzbodens allein schon in Sachen Kleidung eine Angelegenheit für legeres Understatement sei und kein feierlich begangener zeremonieller Akt.