oktober 1996

kurzfehler

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Euro-Flaschen werden aus dem Verkehr gezogen - dies mag im ersten Moment sympathisch klingen, meint in diesem Falle aber den Abschied vom trauten Bierflaschen-Format. Die etwas schlankere, höhere NRW- Pfandflasche tritt von Deutschland aus ihren europaweiten Feldzug als Norm-Gebinde an, und die großen österreichischen Brauereien - einlschließlich Stiegl - werden diesen Herbst schon mitziehen. Was die (auf jeden Fall kostenintensive) Umstellung für kleine, ohnehin dem harten Konkurrenzkampf gegen Großbetriebe ausgelieferte Brauereien bedeuten wird, ist schwer abzuschätzen, doch stehen sie unter Zugzwang, da die großen Verkaufsketten wohl nur mehr die etwas kleineren, platzsparenderen NRW-Bierkisten führen werden. In der Augustiner-Brauerei sieht man dem gelassen entgegen und hat nicht vor, sich sogleich dem Marktdiktat zu beugen. Allein schon deshalb, so der Braumeister, da bei den etwas dünneren NRW-Flaschen beim Füllvorgang mit Gewißheit mehr Bruch anfalle und auch die Bierqualität durch den größeren Luftraum in der Flasche etwas beeinträchtigt werde.

Das Leseforum »Leselampe« steht kurz vor dem Aus. Nachdem das Unterrichtsministerium die Subvention für den einzigen Dienstposten von Salzburgs ältester Literaturvereinigung gestrichen hatte, dürfte Geschäftsführerin Manuela Gappmayer kaum mehr ein kontinuierliches Programm auf die Beine stellen können.

Apropos Bundessubvention: Auch das Rockhouse schwimmt ganz gehörig. Nach einer 42prozentigen Reduktion der Bundesunterstützung im Rahmen des Sparpaketes ist Feuer am Dach. Helfen könnte die Stadt mit einer Halbierung der jährlichen Miete.

Die Stadt wiederum läßt das Literaturhaus Salzburg im Ungewissen. Bei Redaktionsschluß wußte Literaturhausleiter Tomas Friedmann jedenfalls noch nicht, ob ihn die angedrohte 15prozentige Kürzung 1996 (!) erwischt oder nicht.

Franz Welser-Möst, Musikdirektor der Opernhauses Zürich und einer der schärfsten Kritiker Gerard Mortiers, wird ab 1997 nicht mehr an den Festspielen mitwirken. Ohne nähere Angabe von Gründen wurde dem aus Oberösterreich stammenden Dirigenten die Absage für sein nächstjähriges Konzert mit der Camerata Academica im Großen Festspielhaus erteilt - vielleicht auch deshalb, weil im heurigen Festspielsommer bei der »Matthäuspassion« der Große Saal des Mozarteums stets halbleer geblieben ist. Führte also mangelndes Publikumsinteresse zur Trennung der Festspiele von Welser-Möst? Wieso dann zahlreichen InteressentInnen im Kartenbüro der Festspiele mitgeteilt wurde, es seien für diese Aufführung keine Karten mehr zu haben (außer einige wenige der höchsten Preisklasse), ist bisher offen geblieben.

Johannes Voggenhuber hat - wie viele andere vor ihm auch - die Kultur als Spielwiese der Ankündigungspolitik entdeckt. Im April dieses Jahres kündigte der grüne Spitzenkandidat für die EU-Wahlen am 13. Oktober gegenüber dem »kunstfehler« vollmundig eine Initiative »Kulturhauptstadt Salzburg« an. Mittlerweile sind fünf Monate ins Land gezogen, geschehen ist nichts.... (Fortsetzung folgt).

Willi Raiths Ex-Job ist schwer begehrt. 76 Bewerbungen für den Posten des / der Behindertenbeauftragten, ein Drittel davon von Frauen, sind beim Personalamt eingelangt. Derzeit wird eine grobe Auswahl erstellt. So gut wie chancenlos sind alle nichtbehinderten BewerberInnen, da von den verschiedenen Behindertenverbänden eine behinderte Person gefordert wird. Die Begründung dafür: Betroffene könnten mit den Problemen anderer Behinderter, ganz gleich welcher Art, besser umgehen. Ideal wäre natürlich eine gute Mischung aus Betroffenheit und Kompetenz, so die Verbandssprecher. Gute Chancen räumt man im Büro des Personalreferenten Schaden einer behinderten Frau ein, das wäre »der Hit«. Ende September soll der Amtsbericht auf alle Fälle fertig sein, alles weitere liegt dann an den Damen und Herren Politikern.

Johann Padutsch, seines Zeichens grüner Vizebürgermeister, mußte feststellen: Urlaub kann gefährlich sein! Bei Antritt seiner Erholung eilte einer seiner Beamten, Naturschutz-Abteilungsleiter (und Vorstandsmitglied des Dultvereins, der noch im Frühjahr die Rodung großer Teile der Itzlinger Au gefordert hat) Dr. Mayr, zum Bürgermeister, um diesen davon zu überzeugen, daß der Auwald keinesfalls schutzwürdig sei. Zwei Tage später ereilt Mayr der Dechantsche Auftrag, ein Gutachten dazu zu erstellen. Pikanterweise vergibt der Abteilungsleiter diesen Auftrag ausgerechnet an jenen Beamten, der auch die Schutzwürdigkeit der Au beurteilen soll. Und schon drei Tage später legt dieser ein 25seitiges Anti-Schutz-Gutachten vor. Nachdem Padutsch hinsichtlich der Schnelligkeit des Gutachters so seine Zweifel anmeldet, gesteht der Beamte, bereits vor dem Gespräch mit Dechant das Gegengutachten begonnen zu haben.