november-dezember 1996

Nora Müller

Kein Art Forum 1997?

Schon im zweiten Jahr plagen das European Art Forum Finanzsorgen - Gerard Mortier droht vorsichtshalber mit Rücktritt.

Landeshauptmann Franz Schausberger und Festspielchef Gerard Mortier haben es eigentlich versprochen: Das European Art Forum (EAF) bleibt uns auch nächstes Jahr erhalten. Das EAF soll in Salzburg vom 15. bis 17. Mai 1997 zum zweiten Mal über die Bühne gehen. Vielversprechender Titel: »Kunst und Gesellschaft. Die Rolle des Künstlers in Europa«.

Das war zumindest der Stand Anfang Oktober. Mittlerweilen überstürzen sich die Dinge, denn das EAF und seine Organisatoren, die mehr wegen exorbitant hoher Ausgaben und Firlefanz für Repräsentationsaufwand in die Schlagzeilen gekommen sind als für tiefschürfend Intellektuelles, plagen arge Finanzsorgen: An die fünf Millionen Schilling sollen nächstes Jahr wieder für die »hochwertige« (die Leiterin der Kulturabteilung des Landes, Monika Kalista, über das Art Forum) Veranstaltung ausgegeben werden. Der Haken ist freilich: Das Land will eigentlich nicht mehr - so wie 1996 - 2,5 Millionen Schilling bereitstellen, sondern im Budget ist nur mehr eine Million vorgesehen. Mortier hat daraufhin erst einmal vorsichtshalber seinen Rücktritt beim Land deponiert. Ob das bei Schausberger viel Eindruck macht, bleibt erst einmal abzuwarten.

Derzeit läuft die Suche nach Ersatzfinanciers auf Hochtouren. Erster Ansprechpartner ist dem Vernehmen nach die Landeshauptstadt: Ob es freilich gelingt, Bürgermeister Dechant wie für die Osterfestspiele auch fürs EAF eine Million herauszureißen, ist mehr als fraglich. Auch die Bemühungen um finanzkräftige Sponsoren laufen nicht so, wie sich das die Organisatoren vorstellen. Obwohl man sich in der Landesregierung nach der jüngsten Aufregung um die Prassereien äußerst bedeckt hält, ist doch zumindest eines durchgedrungen: Der deutsche Mediengigant Bertelsmann will groß einsteigen. Die kolportierten Größenordnungen gehen von drei bis zu sieben Millionen Schilling; ein reines Bertelsmann-Forum wollte und will aber in Salzburg wiederum niemand.

Auf die Organisatoren - vorgesehen ist wieder das Institut für Kommunikationsplanung (IKP) - wird also einiges zukommen, Einsparungen werden kaum ausbleiben können. Wo wird Alfred Autischer (IKP) den Rotstift ansetzen? Vielleicht bei den Reise- und Aufenthaltsgebühren der Referenten, deren Kosten heuer mit 662.000 Schilling beziffert werden, oder beim wissenschaftlichen Beirat, der 715.800 Schilling verschlang? Nimmt man die einzelnen Posten genauer unter die Lupe, so betrugen die Referentenhonorare 300.000 Schilling; der Salzburger Politologe Michael Fischer bekam für seine Tätigkeit 275.000 Schilling. Auch die Kosten für das »Fahrservice der Referenten« lassen ganz schön staunen: Mehr als 87.000 Schilling. Für die Werbung wurden 296.000 Schilling ausgegeben (allein an die 48.000 Schilling für diverse Fotos - vor allem von Gerard Mortier) und 550.000 Schilling für Publikationen.

Einsparungsmöglichkeiten gibt es also genug, nicht zuletzt bei jenen Kosten, mit denen dem Forum wenigstens ein »hochwertiger« Anstrich verpaßt wurde - vor allem was die Empfänge betrifft. Übrigens, das gesamte Catering (Pausen, Pressekonferenzen etc.) des EAF, worüber der »kunstfehler« ausführlich berichtete, hat die Präsidialabteilung der Landesregierung beauftragt, abgewickelt und bezahlt.

Ob das IKP selbst auch ein Sparpotential aufweist, muß sich Autischer wohl selbst beantworten. Seine Agentur hat jedenfalls stolze 792.000 Schilling für die Projektorganisation kassiert. Bleibt die Frage, warum werden solche Beträge nicht öffentlich ausgeschrieben? Vielleicht sieht sich zukünftig gar ein anderer Organisator - eventuell aus einem anderen EU-Land - in der Lage, dieses internationale Kultursymposion billiger und doch »hochwertig« über die Bühne zu bringen?