märz 1997

Didi Neidhart
zu gast

Homosexuellen-initiative Salzburg

»Das ist ähnlich wie mit Rauschgift«, meint der Salzburger FPler Eduard Mainoni in einer von der HOSI Salzburg durchgeführten Politikerbefragung zum Thema Homosexualität. Damit dürfte er sicher nicht nur dem eigenen Parteivolk aus dem Bauch gesprochen haben. Auf Unwissenheit, Angst (»Zersetzung der Familie«) und Biologismus (Heterosexualität als »Naturzustand«) gegründete Diskriminierungs- und Ausgrenzungsstrategien gegen-über Homosexuellen und Lesben ziehen sich durch alle Gesellschaftsschichten. Die Homosexuelle Initiative (HOSI) gibt es in Salzburg seit 1980. Seit 1988 gibt es das Vereinslokal in der Müllner Hauptstraße, und seit ein paar Jahren finden in der ARGE Nonntal jährlich zwei HOSI-Feste statt, die nicht nur herzhafte und ausgelassene Unterhaltung bieten, sondern auch konkrete »Gay Politics« sind. Wo begegnet man(n) sonst Menschen, die wie jene glamourösen Filmschauspielerinnen aussehen, bei deren Anblick man(n) im Kino dahinschmilzt? Wo sonst zeigt sich der Wert von Lippenbekenntnissen, wenn nicht beim konkreten Aufeinandertreffen mit dem/den vermeintlich anderen? Wobei Cross-Dressing, Travestie, Queerness nicht auf das schrille Schwulenklischee für Otto Normalverbraucher reduziert werden kann, da es sich hierbei sehr wohl auch um Widerstandsformen gegen das Regime des Normalen, d.h. gegen das »heterosexuelle Zwangsregime« (Judith Butler) handelt.

HOSI Salzburg: Zweck dieser Feste ist für die HOSI vor allem zu zeigen, daß es eine Schwulen- und Lesbenbewegung in Salzburg gibt, die es in ausgelassener Atmosphäre kennenzulernen und zu genießen gilt. Schwulsein heißt ja auch Spaß am Leben haben. »Gay« heißt übersetzt »lustig«, und warum sollen wir nicht lustig sein? Auch wenn es uns der Staat nicht gerade leicht macht. Wir sehen darin schon eine politische Aussage. Auch sind wir gezwungen, unser Geld selber zu erwirtschaften, da wir wenig bis gar keine Subventionen von der Stadt bekommen. Natürlich geht es uns auch um die Enttabuisierung des Themas Homosexualität und darum, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Deshalb ist es für uns auch toll und wichtig, wenn möglichst viele Heteros kommen. Es ist sowieso kein Mensch eindeutig sexuell orientiert und nicht unbedingt nur hetero oder nur schwul. Die Feste ermöglichen einfach eine lockere und niederschwellige Kontaktmöglichkeit untereinander und tragen im besten Fall dazu bei, die Fronten zwischen »normal« und »abnormal« aufzuweichen. Die Atmosphäre ist sicher offener und besser, als wenn jemand bewußt in ein schwules Lokal gehen müßte, um eine schwule Erfahrung zu machen. Bei einem Fest kann man problemlos und locker ausprobieren, ob einem sowas überhaupt taugt.