märz 1997

Ursula Rotter
kommentar

Oh Mann! Oder wie frau eine Kampagne gründlichst vermasselt

Neulich, na Sie wissen eh, da sitz ich vor dem Fernseher, ein bißchen relaxen. Mein Mann hat sich derweil um die Kinder gekümmert, das Abendessen hergerichtet, die Wäsche in die Maschine geschmissen und den Geschirrspüler ausgeräumt. Naja, kurz und gut, stolpere ich - visuell gesehen - über einen Spot des Männerministers. »Echte Männer machen halbe/halbe.« Also echt bescheuert dieser Typ, was sollen die? So weit sind wir schon wieder? Die Männer wollen ihre wirtschaftliche Hälfte wieder zurück? Nee, aber garantiert nicht, Leute. Jetzt wo wir Frauen endlich an der Macht sind und alles so gut rennt wie schon lange nicht mehr, wollen »echte« Männer (tjaha, da stelllt sich natürlich die Gretchenfrage: Was ist ein echter Mann?) wieder weg vom Herd, zurück ins pralle Arbeitsleben? Neben Kindern und Küche auch noch einen Teilzeitjob? So wie unsereins früher. Jede Wette darauf, kein Mann schafft so eine permanente Doppel- und Dreifachbelastung. Ich meine, ich könnte ihm eventuell hin und wieder ein bißchen helfen, vielleicht einmal pro Monat einkaufen gehen oder so, aber zu mehr bin ich wirklich nicht fähig! Vierzig Wochenstunden im Job und dann noch meinen Mann entlasten? Ich, wo ich doch die ganze Kohle heimbringe?

Tja, und da bin ich aufgewacht, aus der Traum, muß wohl vor lauter Müdigkeit vor dem Fernseher eingeschlafen sein. Aber das kann ja vorkommen, als arbeitende, haushaltsführende, kinderschupfende, liebende Frau - nicht wahr?