märz 1997

Romana Klär

»Damit Mann aufhört, uns vorzuschreiben...«

Volksbegehren vom 7. bis 14. April: Unterschriften für längst fällige Maßnahmen zu einer Besserstellung von Frauen

Viele Frauenleben unter einen Hut zu packen und in solidarisch-schwesterlicher Umarmung gegen die verschiedenen Formen der Diskriminierung anzukämpfen, mit denen sie sich - meist unterschwellig, oft ganz direkt, aber immer vom eigenen gesellschaftlichen Kontext abhängig - konfrontiert sehen, ist bislang selten gut gegangen. Wird die vielgeehrte Würde der Frau aber über den Umweg des Geldbörsels zu heftig getreten oder ganz zum Verschwinden gebracht, dann mag auch hierzulande eine Allianz zustandekommen, die - über ideologische Balken hinweg - Frauen gemeinsam Politik machen läßt.

Reduzierter Karenzanspruch, wenige Möglichkeiten zur Tagesbetreuung der Sprößlinge, eine de facto Chancengleichheit und damit Benachteiligung am Arbeitsmarkt, daraus folgend mindere Pensionsansprüche - wenn überhaupt, da viele Jahre mit selbstverständlicher aber unbezahlter Sozialarbeit - dem häuslichen Dienst am erwerbstätigen Lebenspartner, Kindererziehung, Pflege der Eltern und Schwiegereltern - verstreichen... Das Paket, das unseren Staatshaushalt und den vieler Frauen ruinieren sollte, brachte das Faß zum Überlaufen. Vor allem hat es wachgerüttelt. »Jetzt spüren viel mehr Frauen die Benachteiligung am eigenen Leib«, meint die Journalistin Eva Rossmann, eine der Initiatorinnen des Frauen-Volksbegehrens, das von 7. bis 14. April 1997 in den Kommunen zum Unterschreiben bereit liegen wird. Die Forderung nach längst fälligen Maßnahmen zu einer Besserstellung von Frauen im Erwerbsleben und die Hürden wegzuschaffen, die dieser Misere vorangehen und eine soziale Absicherung untergraben, stößt bei der weiblichen Bevölkerung heutzutage auf breiteres Interesse.

Seit November des Vorjahres wollen politisch aktive Frauen, Künstlerinnen, Journalistinnen, junge und alte Verfechterinnen der Demokratie zwischen den Geschlechtern im Verein »Unabhängiges Frauen Forum« - kurz UFF genannt - die 52 Prozent Frauen der österreichischen Bevölkerung und vielleicht jene wenigen der interessierten Männer für ihr Begehren mobilisieren. Und diese Mobilisierung - so Rossmann - sei gleichzeitig eine Politisierung der Frauen. Es zeige sich immer mehr, daß wir uns nicht auf andere verlassen können, sondern selber handeln und Druck machen müssen. Politiker der größeren Parteien, besonders die des konservativen Lagers, halten sich derweilen bedeckt. Gelegentlich wurden zwar einzelne Formulierungen des Volksbegehrens kritisiert (Maria Rauch-Kallat: Mindest- einkommen als Belastungsidee) oder Ideen für eigene, parteiliche Reform-Vorschläge gemacht (Versuch eines Entschließungsantrages der FPÖ bereits im November gescheitert); die große Gegenrede blieb bisher aber aus. Vielleicht auch deshalb, weil den Gesetzesschmiedern und ihren Helfer-innen die Argumente fehlen, mit denen sie die in ihrem ganz normalen Alltag betroffenen Frauen von der Notwendigkeit des Verzichtens und der Selbstverständlichkeit ihres Dienens überzeugen könnten.

Die Aktivistinnen der überparteilichen Initiative kennen die Ängste der gestandenen Politiker-Mannsbilder, die genau wissen, daß sie es sich mit ihrer Wählerinnenschaft ernstlich verscherzten, würden sie zu sehr gegen ihr Begehren wettern. Nur so ließe sich die (scheinbare) Akzeptanz quer durch alle Parteien erklären, sind sich viele der engagierten Frauen einig.

Eva Rossmann, die seit Monaten durch Österreich tourt und mit den Frauen vor Ort die Lage in den jeweiligen Städten und Gemeinden erkundet und ihnen bei Diskussionen und Vorträgen zur Seite steht, kann sich ihrer Sache sicher sein. Das Interesse der Medien ist groß und die Frauen haben kapiert, worum es geht: Die 11 Punkte, die der Unterstützung harren, »sind ein Minimalprogramm, das umgesetzt gehört, und sie sind ein Vorstoß in die richtige Richtung«, betont Rossmann. In den Landeshauptstädten wurden eilig Koordinationsbüros eingerichtet und zahlreiche Diskussionsrunden für die kommenden Monate eingeplant. So auch in Salzburg, wo Landtagsabgeordnete Karoline Hochreiter (BL) gemeinsam mit den beiden Frauenbeauftragten Romana Rotschopf (Land) und Dagmar Stranzinger (Stadt) rasch und mit geringen Mitteln die Infrastruktur für den organisatorischen Betrieb auf die Beine stellte. Kabarett, Musik, Vorträge, Diskussionen, Diskussionen, Diskussionen. Öffentlichkeitsarbeit - so Hochreiter - werde vor allem nach dem »Schneeballsystem« erfolgen. Reden, überzeugen und weitersagen.