märz 1997

Verena Fabris

MultiMediaArt

Der neue Fachhochschulstudiengang am Salzburger Techno-Z hat im Oktober 1996 begonnen

Während die Universitäten um ihre Budgets zittern, werden allerorts Fachhochschulen gegründet. In Salzburg gibt es neben dem Fachhochschulstudiengang »Telekommunikationstechnik- und systeme« seit Oktober 1996 einen zweiten Studiengang mit dem klingenden Namen »MultiMediaArt«, und ab Oktober 1997 soll mit »Kommunikation und Betriebswirtschaft« eine dritter entstehen.

Fachhochschulen stehen für eine praxisnahe, berufsbezogene Ausbildung und direkte Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Universitäten bieten, bis auf wenige Ausnahmen wie die medizinische Fakultät, eine umfassende, wissenschaftliche Bildung ohne konkretes Berufsbild. Die Universitäten geraten zunehmend unter Druck, vor allem die geisteswissenschaftlichen Fakultäten, die keine für die Wirtschaft unmittelbar nutzbaren Forschungsergebnisse produzieren.

Inwiefern FachhochschulabsolventInnen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werden, bleibt abzuwarten. Der Eröffnung der MultiMediaArt jedenfalls waren große Worte vorangegangen. Über die große Aufmerksamkeit der Medien und der Politik ärgert sich Ursula Mayr-Rabler vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, denn die Umsetzung der groß angekündigten Konzepte steht noch aus.

Initiator der MultiMediaArt war Peter A. Bruck, der die Funktion des akademischen Direktors einnimmt. Bekannt durch Publikationen wie »Die Mozart-Krone« wird ihm ein Riecher für trendige Themen nachgesagt, und darüber hinaus gute Verbindungen zur ÖVP. So ist das Land Salzburg maßgeblich an der Finanzierung der Fachhochschule beteiligt. MultiMedia ist ein Thema, das dem Zeitgeist entspricht. Schlagworte wie Internet, Datenhighway, CD-Rom sind in aller Munde. Dieser Technik wird vorausgesagt, daß sie sich in absehbarer Zeit in den verschiedensten Bereichen durchsetzen wird.

In Salzburg entsteht im Techno-Z (Technologiezentrum) ein MultiMedia Park, in dem sich unterschiedlichste Unternehmen der Multi-Media Branche ansiedeln sollen, wodurch Synergieeffekte erwartet werden. Bis jetzt arbeiten dort schon etwa 900 Menschen. Die Idee der Errichtung der Fachhochschule war es auch, die benötigten Arbeitskräfte vor Ort auszubilden.

Bruck ist auch auf andere Weise in diesem Terrain engagiert. Mit dem von ihm ausgearbeiteten Konzept des »Bürgernetzes«, das Salzburger BürgerInnen einen kostenlosen Zugang zum Internet ermöglichen sollte, wollte die Landes-ÖVP ein imageträchtiges Projekt starten. Kritik an diesem Konzept wurde geübt, da nur ein einziger Anbieter vorgesehen war. Mit der technischen Abwicklung sollte eine Gesellschaft namens Datenbahn Salzburg betraut werden. Diese gehört zur Hälfte dem Salzburger Strom-Monopol SAFE (Salzburger Aktiengesellschaft für Elektrizität), deren Aufsichtsratsvorsitzender Landeshauptmann-Stellvertreter Arno Gasteiger ist. Andere Internet-Provider, SPÖ und FPÖ beanstandeten die »Freunderlwirtschaft« und die Monopolstellung der Datenbahn Salzburg. In einem überarbeiteten Konzept dachte man an einen Gutschein, der bei verschiedenen Providern eingelöst werden könnte.

Doch auch das überarbeitete Konzept wurde im Salzburger Landtag nur von der ÖVP unterstützt. Das Projekt ist also vorläufig gestorben.

Ursprünglich sah man außer dem Zugang zum Internet eine Vernetzung verschiedener Ämter vor, um so bürokratische Ämtergänge zu vereinfachen. Darüber hinaus sollten Vereine und soziale Plattformen miteinander vernetzt werden. Ein Mitarbeiter von Bruck fomuliert dessen Konzerpt mit den Worten: »die Vision, daß vernetzte Computer unser Land demokratisieren.«

MultiMedia steht für die Verbindung bisher getrennter Ausdrucksmöglichkeiten in Text, Bild, Ton, Grafik, Daten und Video in potentiell einem Medium. Art steht bekanntlich für Kunst. Doch handelt es sich bei der MultiMedia Art keineswegs um einen künstlerischen Lehrgang in Reinkultur, wie Georg Hart- wanger, Leiter des Studiengangs, be- tont. Ebenso wichtig seien technische Kenntnisse, juristisches und betriebswirtschaftliches Wissen wie auch hu-manwissenschaftliche Bildung. Die Kritik der zu unspezifischen Ausbildung, die etwa Gerhard Lechenauer, Spezialist im Bereich Multimedia und interaktive Medien und Professor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, übte, kann Hartwanger nicht teilen. Für ihn werden die StudentInnen ideal für den Umgang mit Multimedia ausgebildet, vor allem werde auch die menschliche Kompetenz im Handling mit der Technik gefördert.

Lechenauer hat das Angebot der Mitarbeit abgelehnt. Ausschlaggebend waren die oben geübte Kritik, aber auch persönliche Motive. Auch andere haben die Mitarbeit abgelehnt bzw. sind vorzeitig wieder gegangen, so etwa der ehenalige künstlerische Leiter Florian Brody.

Hartwanger ist jedoch überzeugt, internationale Kapazitäten als Gastvortragende gewinnen zu können. Auch die Suche nach einem neuen künstlerischen Leiter oder einer Leiterin ist im Gange.

Hartwanger ist an der Zusammenarbeit mit der Universität interessiert und kann sich gemeinsame Projekte vorstellen. Er betont, daß die Fachhochschule für jede Art Zusammenarbeit offen ist.

Aus Sicht des Institutes für Publizistik gestaltet sich die Kooperation bis jetzt eher unbefriedigend und einseitig. Mayr-Rabler kritisiert als Mitglied des Lenkungsausschusses, der über Personalfragen entscheidet, vor allem mangelnde Informationen.

Kooperationen zwischen Firmen aus dem Umfeld des Techno-Z und der Fachhochschule gibt es bereits, ebenso ist eine Zusammenarbeit mit der Salzburger Sommerakademie geplant.

Das Techno-Z ist ein Schritt, um Salzburg als Medienstadt zu etablieren. Ein Schritt in diese Richtung ist auch der vom Techno-Z organisierte Prix Ars MultiMedia. Der Preis wurde international ausgeschrieben, prämiert werden abgeschlossene Projekte.

Bis zum 20. Februar wurden unter den 80-100 Einsendungen sowohl von professionellen ProduzentInnen als auch von AmateurInnen 12 PreisträgerInnen ausgewählt in den Bereichen: Unterhaltung, Public Relations und Marketing, Bildung, Informationssysteme und Spiele.

Fest steht, daß die Fragen der Zukunft in unserer Informationsgesellschaft Fragen der Information und der Kommunikation sein werden. Vielleicht kann sich Salzburg als Standort für neue Technologien etablieren.