märz 1997

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Elisabethbühne: Besinnung auf den Kernbereich

Arno Fischbacher verläßt nach knapp zwei Jahrzehnten die in Bedrängnis geratene Elisabethbühne. Der »kunstfehler« fragte den scheidenden kaufmännischen Direktor: Wie geht’s weiter mit der E-Bühne?

Die Elisabethbühne ist in den letzten Monaten weniger wegen künstlerischer Leistungen in die Schlagzeilen geraten als mit einer Millionenpleite. Wie kam es beim Elisabethbühnen-Gastronomiebetrieb in nur acht Monaten zu einer Überschuldung von sechs Millionen Schilling?

• Ich möchte zwei Dinge zurechtrücken: Wenn auch der Konkurs der Gastronomie-GesmbH sicher stark diskutiert wurde, ist die Resonanz zum enormen Erfolg beim Saisonstart medial insgesamt größer als dieser Schlag, der uns da ereilt hat. Zweitens: Diese sechs Millionen stehen wohl in einer Aussendung eines der Kreditschutzverbände Tatsache ist aber, daß es uns gelingen wird, bis zur Neuverpachtung die Schadenssumme auf unter zwei Millionen Schilling begrenzen zu können.

Was ist eigentlich geschehen? Die Elisabethbühne hat eine GesmbH gegründet, um ein Lokal zu betreiben. Voraussetzung des Vereines war, daß Bühne und Vereinsvorstände keine Haftungen übernehmen. Geplant war ein Lokal, bei dem Investitionen von rund 2,7 Millionen notwendig waren. Ende April 96 wurde mit zwei Festtagen in der pre-opening-Phase des Petersbrunnhofes eröffnet. Ein halbes Jahr später mußten die Eigentümer feststellen, daß der Investitionskredit noch immer nicht gewährt wurde, und die Vorlage der ersten Halbjahresabrechnung hat einen unakzeptablen Verlust von 1,9 Millionen ausgewiesen. Aufgrund dieser beiden Fakten habe ich Geschäftsführer Wolfgang Schätzer ersetzt, um die Sanierungsmaßnahmen in die Wege zu leiten. Kurz danach hat sich herausgestellt, daß der Kredit, mit dem die Investitionen bezahlt werden sollten, nicht gewährt werden kann.

Nach welchem Konzept soll das Beisl in Zukunft geführt werden? Es wurde ja auch mit dem Pfefferschiff-Chef verhandelt. Geht das in eine elitäre Richtung?

• Das mit dem Pfefferschiff ist eine Ente. Das stand nie zur Diskussion. Man wird es letztendlich dem Pächter überlassen müssen, mit welchem gastronomischen Geschick er es schafft, das reichlich vorhandene Publikum zufrieden zu stellen. Es wird aber nicht in eine elitäre Richtung gehen. Die Elisabethbühne wird jedenfalls in Zukunft dieses Lokal unter keinen Umständen als Eigenbetrieb führen.

Du wirst vom Salzburger Fenster zitiert, einer der Konkursgründe sei ein Inserat in der Zeitung der »Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung« gewesen. Daran kann doch eine GesmbH nicht zugrunde gehen, das ist doch ein politischer Untergriff.

• Das habe ich so nicht gesagt, das hat die Kollegin Wenger verschärft wiedergegeben. Es liegt mir fern, mit politischem Unterton zu sagen: »und überhaupt das«. Klar ist aber auch, daß zu der Zeit, zu dem dieses und andere Inserate stattgefunden haben, diese unterbleiben hätten können. Das habe ich kritisiert.

Wie groß ist, abgesehen vom Imageschaden, der finanzielle Schaden für die Elisabethbühne?

• Die Hauptschädigung liegt sicher im Verlust der Stammeinlage in die GesmbH, das sind 500.000 Schilling. Darüber hinaus sind Kosten im Bereich Pachteinnahmen und Betriebskosten zu erwarten. Der größte Schaden ist aber sicher in der Öffentlichkeit entstanden.

Die finanziellen Probleme rund ums Lokal sind nicht die einzigen. Das Land verlangt einen Sanierungsplan. Wenn man die letzten Jahre zusammenrechnet, wie groß ist der Schuldenstand bei der Bühne?

• Ich habe es im »kunstfehler« wohl gelesen, daß unser Landesrat einen Sanierungsplan verlangt. Wir haben ja bereits im November den Offenbarungseid geleistet und klar gesagt, wie die in der Vorbereitungszeit aufgelaufenen Probleme aussehen.

Wie ist der Stand Ende 1996?

• Es gibt eine Hochrechnung: Die kumulierten Verluste von 1994, 95 und 96 zeigen einen Geld- und Finanzierungsbedarf von etwa sieben Millionen Schilling. Wir sind in der Sitzung des Förderausschusses im November über-eingekommen, daß die Elisabethbühne detaillierte Unterlagen vor allem auch für das Jahr 1997 vorlegt und dazu sagt, welche Sicherheiten man geben kann, daß 97 keine Verluste mehr auflaufen.

Es drängt sich die Vermutung auf, daß die Sanierung zweigleisig läuft: Teile der bisher entstandenen kumulierten Schulden wird aller Voraussicht nach ein Subventionsgeber übernehmen müssen, Teile davon wird man durch Einsparungsmaßnahmen abarbeiten und nicht mehr auflaufen lassen.

• Dieser Weg funktioniert nicht. Das geht nur bei einem Betrieb, der ohne öffentliche Mittel ein operatives Budget exekutieren kann. Dieses Gottesgeschenk ist dem Theater nicht gegeben. Die Finanzierung der Altlasten kann nur so funktionieren, daß man für 1997 eine nachvollziehbare Struktur und einen Maßnahmenkatalog vorzeigt, deren Finanzierung von der öffentlichen Hand goutiert wird...

...wer zahlt die Altlasten?

• Es gibt nur eine Möglichkeit: Man muß für die Zukunft zeigen, daß in der schlankmöglichsten Struktur, mit der größten Tüchtigkeit und auch der größten Selbstausbeutung gearbeitet wird und im Gegenzug die öffentliche Hand sagt: Ja, wir zahlen die Altlasten.

Was ist im Maßnahmenkatalog zu erwarten, was wird sich ändern?

• Fangen wir damit an, was sich nicht ändern darf: Die E-Bühne ist das Schauspielhaus in Salzburg, ist ein Ensemble-theater, das sich durch die Qualität ihres Schauspielprogrammes profiliert. Die Kernqualität Schauspiel ist überprüfbar erstklassig. Der Ruf geht ja weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Diese Qualität steht auf den Beinen Ensemble, Schauspielerausbildung und in Renate Ourth als künstlerischer Leiterin des Hauses. Das zeigt eigentlich den Weg: Besinnung auf den Kernbereich und sehr kritische Betrachtung aller Dinge, die außerhalb liegen.

Wo gibt’s dann die Schnitte, was gehört nicht zum Kernbereich?

• Im neuen Haus wird das Theater, wenn es gelingt, die öffentlichen Gelder zu erwirken, nicht mehr diese expansive Vorgangsweise brauchen, der es im langen Marsch auf geordnete Arbeitsverhältnisse bedurfte. Jetzt geht es um die Konsolidierung des Ladens und die Festigung von Strukturen, während es in den letzten Jahren um den Aufbau gegangen ist.

Konkret: Keine Gastronomie, es gibt Einschränkungen im Marketing und Veränderungen in der innerbetrieblichen Struktur. Dieses hat unter anderem damit zu tun, daß ich in die Privatwirtschaft gehe. Ich stehe der Elisabethbühne zwar grundsätzlich weiterhin zur Verfügung, beziehe aber ab April meine Brötchen aus der Privatwirtschaft und bin nicht mehr kaufmännischer Direktor.

Wer wird Nachfolger?

• Es gibt keinen Nachfolger, es gibt eine Umstrukturierung.

Diese Reduktion auf den Kernbereich, kann auch heißen, daß das E-Bühnen-Magazin eingestellt wird?

• Ja, kann es heißen. Das Magazin ist auf der einen Seite ein sehr akzeptiertes Kulturmagazin mit einer hohen Reichweite. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich das am meisten diskutierte Produkt, das im Zusammenhang mit der Bühne Geld kostet. Im Hinblick auf das 97er Budget verbietet sich das einfach. Aus diesem Grund versuchen wir den Spagat zu machen, zwischen Abschaffung der Kosten für die E-Bühne und aber Erhaltung des Magazintitels.

Wie weit haben sich eigentlich die E-Bühnen Anleihen bewährt? War das eine gute Aktion, hat das etwas gebracht?

• Die Anleihe Kunst war im Jahr der Begebung 1995 bilanzmäßig negativ. Ganz klar: Dort gibt es ein Rechnungsjahr, da hat man die ganzen Aufwände und zuwenig Einnahmen. Im Jahr 1996 hat sich das etwas gebessert, wenn auch nicht durchschlagend. Für 1997 kann sich aber durchaus zeigen, daß das von Erfolg gekrönt ist. Es hat kurzfristig den Erfolg nicht gebracht, den wir uns erhofft haben. Die Anleihe hätte ja genau in der schwierigen Situation 1995 und 96 Geld für Investitionen - in erster Linie für die Gastronomie - bringen sollen.

Eines muß man aber schon noch dazusagen: Ganz freiwillig haben wir die ganzen Strategien der zusätzlichen Finanzierung - so sind ja diese Dinge von den Musikcasetten über die Anleihen bis hin zum Versuch, über die Gastronomie Geld zu verdienen - ja auch nicht gemacht. Wenn das Geld nach Ansuchen von der öffentlichen Hand im erforderlichen Maß gekommen wäre, hätte man das nicht so dringend gebraucht.

Danke für das Gespräch.