märz 1997

kommentar

von uns

An

Rockhouse-Geschäftsführer

Wolfgang Descho

5020 Salzburg-Nord

Betrifft: Nord-Süd-Dialog

Lieber Wolfgang!

Gratulation, Du hast es als erster geschafft, Dich in der neuen Postausgangsmappe der »kunstfehler«-Redaktion zu verewigen. Eigentlich ein Zufall: Wir haben gehört, daß Wolf Arrer nun die künstlerische Leitung im Rockhouse hat und haben uns zur Vorbereitung eines Interviews mit ihm schnell noch die Rockhouse-Infos der vergangenen Jahre reingezogen. Dabei sind wir auf ganz Erstaunliches gestoßen.

Daß Du »als gebürtiger Itzlinger« mit elterlichem Firmensitz in Schallmoos stolz darauf bist, »ein Nördlicher« zu sein, können wir (im Süden) ja verstehen. Stadtteilpatriotismus ist, wenn’s um die Lebensqualität der Bewohner geht, ja wirklich was Schönes.

Sauer stoßt’s uns aber auf, wenn’s in den Editorials kulturpolitisch wird. Die Forderung, den Songcontest abzuschaffen (5/95), können wir noch nachvollziehen. Was Du Dir aber denkst bei so Aussagen wie »sitzen wir doch alle im selben Boot« (6/95), bleibt für uns ebenso im Verborgenen wie die Unterstellung, alle würden verstehen, daß »in Zeiten wie diesen« Sparen angesagt sei (11/95). Oder im September vergangenen Jahres: Nach einem artigen Knicks und einem Dankeschön für die Unterstützung durch die Stadt - als ob es nicht selbstverständliche Aufgabe einer Kommune wäre, den MusikfreundInnen mit ihrem eigenen Geld eine Infrastruktur zu bieten - forderst Du, daß die Gemeinden die Verteilung der Bundessubventionen übernehmen.

Der Willkür eines einzelnen wäre dann endgültig Tür und Tor geöffnet. Konkret geht’s um Bürgermeister Josef Dechant. Oder hast Du schon vergessen, daß genau jener, dem Du die Entscheidung über die Bundesmittelvergabe anvertrauen willst, den Finanzbedarf der Kultur- und Sozialinitiativen für den Wahlsieg der FPÖ verantwortlich macht?

Aber wozu schreiben wir Dir das alles? Im November 96 hast Du ohnehin klargestellt: »...mit ungelegten Eiern sollte man keine Eierspeise machen...«. Daran wollten wir Dich eigentlich erinnern.

In diesem Sinn, Glück auf!

f.d.Red. -tom-