märz 1997

Mario Jandrokovic
schön und gut

Der Bauch vom Künstlerhaus

Sowie die konzentrischen Kreise innerstädtischer Veredelung immer weiter um sich greifen, ist man erfreut über eine Lokalität, die weder auf touristische Abspeisung aus ist noch alle Kraft in den edlen Wettstreit der Selbststilisierung setzt. Das »Café Künstlerhaus«, gleich am Beginn der Hellbrunner Straße unweit des Justizgebäudes, ist schon deshalb anders, weil es dem Gast erst einmal nicht zwanghaft so etwas wie Atmosphäre aufdrückt, wie das in Salzburgs Lokalen ohnehin so oft passiert: Ein schlichter, hoher Raum mit Tischen und Bar, im oberen Wandbereich tapeziert mit Ausstellungsplakaten, ein wenig nach einem Wohnzimmer anmutend. Das Café zeigt auch keine großen Prätentionen, als »Geheimtip« in den In-Beisl-Touristenführern von Illustrierten zu landen; keine jener in der Mozartstadt so weit verbreiteten Gaststätten also, deren Klientel mit ihren linkischen upper class-Inszenierungen jeden noch so feinen Drink abgestanden schmecken läßt. Was Essen anbelangt, so unterscheidet sich das »Künstlerhaus« erfreulich von jenen immer weiter verbreiteten Lokalitäten, in denen sich die Preise nur so erklären lassen, daß sie proportional zum Tellerdurchmesser steigen. Dabei zeugen die Gerichte, seien es nun überbackene Polenta, Nudeln mit Ruccola Fleisch, Fisch oder Salate, immer wieder von Feinheit und Raffinesse zu einem überaus annehmbaren Preis. Darüber hinaus beweist die Speisekarte auch äußersten Feinsinn fürs etwas Gröbere, das von zahllosen Küchen auf ihrem Weg nach oben verbannt worden ist - von frischem Gebäck und Würstel über Toast bis hin zu Selchknödeln mit Kraut. Da wäre noch die Plattensammlung, die nicht nur Verstaubtes bringt, und das in angenehmer Lautstärke, und vor allem auch die Ausstellungen, die nicht selten wie spannende und erfrischende Glossen zu den großen Würfen der Gegenwartskunst im anliegenden Ausstellungssaal des Kunstvereins wirken. Im Bauch des Künstlerhauses herrscht rege Bewegtheit, wie es einem Haus gebührt, das sich einem avancierten Kulturbegriff verschrieben hat.