april 1997

Mario Jandrokovic
gelesen

HOME SWEET HOME

Erstes Salzburger U-Comix. Tatort: Nachbarn, Kult-Press 1997

Es ist nicht allzu schmal aufgetragen, wenn es im Untertitel heißt: Das Syndikat beginnt zu zeichnen; und auch dem nachdrücklichen Verweis, daß dieses von der Jugend-Service-Stelle initiierte Comix-Buch als erstes Salzburgs jungen zeichnerischen »Undergrou- nd« präsentiere, mangelt es nicht gerade an reschem Auftreten. Aber recht so, denn nicht zuletzt sorgt diese Begriffs-Garnitur für öffentliches Interesse, und dieses ist hier durchaus angebracht. Schließlich wurde dabei nicht bloß Stadtvätern der Gefallen gemacht, junge zeichnerische Talente von Hauswänden fernzuhalten, sondern vor allem auch den 14 Teilnehmern zwischen 14 und 22 die Möglichkeit gegeben, ein professionelles Produkt zu erarbeiten. Es sei vor allem das Ziel gewesen, so Projektleiter Arthur Zgubic, daß die Zeichner lernen, Geschichten zu erzählen, einzelne Bilder in eine Dramaturgie zu montieren. Und die Nachbarschaft erwies sich als dankbare Themenvorgabe, um mit den einfachen Mitteln des Zeichenstifts das Groteske und Absurde, das in den wiedererkennbaren Situationen des ganz normalen Alltags verborgen liegt, in kleine Bildgeschichten zu verpacken, in ein schwarzweißes Low-Budget-Kino mit unbegrenzten Möglichkeiten. Die Poesie dieser gezeichneten »Kurzfilme« samt ihren aberwitzigen Sprechblasen liegt nicht nur in den erfrischend schrulligen Ideen, sondern vor allem auch in einer variationsreichen, nicht unbedingt auf geglätteten Perfektionismus ausgerichteten Bildersprache. Im besten Fall könnte »Home Sweet Home« die Initialzündung für eine umtriebige junge Comic-Szene in Salzburg sein, die selbständig arbeitet und auch auf Interesse der (medialen) Öffentlichkeit stößt.