april 1997

S.M.W. Sisters-in-Love
geschaut

Prix MultiMediaArt - Eine Tour de Farce zum Staatspreis

Eigentlich müßte man meinen, die Rubrik »geschaut« sei unpassend für einen multimedialen Event wie die Verleihung des Prix MultiMediaArt. Gehört hat man allerdings ohnehin kaum was, weil bei den vielen Handys im Stadtkinosaal die Funkmikros ständig gestört waren. Die Bitte, diese abzuschalten, war auch nirgends zu lesen. Selber unprofessionell zu sein und dann für die Kategorie »Werbung« wegen mangelnder Perfektion keinen Preis zu vergeben, war speziell dem Juror, der dies bekanntzugeben hatte, peinlich. Dabei wären die audio-technischen Pannen noch verzeihbar gewesen, eben live. Was es zu sehen gab: ein animiertes Logo, das hüpfte, statt sich zu drehen. Die Vermutung, es könne sich dabei um ein Jump-Cut-Zitat Marke Godard handeln, war spätestens bei der kometenhaft einschlagenden Vorstellung der Erfinder des Preises zu verwerfen: Auf der Leinwand rechts der Vertreter des ORF Salzburg Intendant Fritz Urban im Jet-Set(ting) kurz vor der Bruchlandung, links MultiMediaArtFachHochSchulDirektor Peter Bruck mit Astronautenhelm, völlig abgespaced. Und vermittelnd dazwischen der ProfiModerator Broukal noch vor der Überwindung der Schwerkraft im Kampf mit der Dreidimensionalität des Raums: mit dem Rücken zum Publikum, dafür aber auf der Leinwand von vorn, oder umgekehrt? Hinter der KonservenKonferenzSchaltung gab`s trotz einfallsloser Plattheit sicher ein knallhartes Konzept, sie scheiterte letztlich aber völlig am TimeLagHandling Broukals, des irdischen Vermittlers im kosmischen Frage-Antwort-Spiel.

Als endlich die nominierten Beiträge über die Leinwände bröselten, ward ein so einheitlich-klebriger Soundbrei darübergeschmiert, daß einem Hören und Sehen verging. Fast unbemerkt blieb so die wundersame Verwandlung des MultiMediaSpektakelDebakels zum Staatspreis. Herzlichen Glückwunsch allen PreisTrägern!