april 1997

Thomas Neuhold
geschaut

Stadt-Wahrnehmungen: Stadtfest zur Aufnahme der Altstadt in die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste am 11. und 12. September.

Im Dezember 1996 wurde Salzburgs Altstadt von der UNESCO in den elitären Kreis der Weltkulturdenkmäler, wo sich auch die Pyramiden von Gizeh oder die Akropolis finden, aufgenommen. Neun Monate später soll nun die hohe Auszeichnung gefeiert werden. Die Stadtväter beauftragten eine Agentur (IKP) und diese lieferte »ein Konzept für die Gestaltung der beiden Feiertage«. Die Werbeprofis im O-Ton: »Dieser Anlaß soll dazu genutzt werden, der Salzburger Bevölkerung diese Auszeichnung und die Besonderheit der Salzburger Altstadt bewußt zu machen.« Gleichzeitig soll der Mozartstadt zu nationaler und internationaler Medienpräsenz verholfen werden. Im Klartext: Werbung nach außen und zwei »Tage der offenen Tür« für die Einheimischen im sonst so sterilen Freilichtmuseum. Titel: »Stadt-Wahrnehmungen«.

Es wird sicher ein sehr schönes Fest werden am 11. und 12. September: Viel Bier, Würstel und so... Neues verbirgt sich hinter der »Stadt-Wahrnehmung« aber kaum, eher schon eine Ansammlung abgekupferter Ideen. Die gute alte Wanderung durch den Almkanal kommt ebenso wieder zu Ehren (hochtrabender Konzepttitel: »Das verborgene Salzburg«) wie die altbekannten themenspezifischen Stadtspaziergänge. Daneben gibt’s gesichtslose Medienkompatibilität, die mit Salzburg rein gar nichts zu tun hat. Da finden sich beispielsweise ein Konzert mit Vanessa Mae oder eine von der ARCH-Foundation gesponserte Lichtskulptur.

Salzburger KünstlerInnen sind bei dem vorliegenden Plan - mit Ausnahme von Beda Perchts Gang über den Kapuzinerberg - völlig ausgeblendet. Als ob es keine LiteratInnen, keine Theater, keine Galerien, keine MalerInnen, keine Kulturstätten gäbe. Einziger Lichtblick bleiben die geplanten Projektionen von alten und visionären Ansichten auf markante Gebäude und die »Blickpunkt-Installationen«: Über fest installierte Teleskope mit unterschiedlichen Sehschlitzen und Motivrahmen wird der Blick auf Details gelenkt und werden ungewohnte Perspektiven gezeigt. Jetzt kommt es nur noch auf die richtige Bildauswahl an...