april 1997

Gerald Gröchenig
zu gast

Freies Radio Oberösterreich (FOH)

»Sprachrohr für unterrepräsentierte Gruppen, Meinungsvielfalt, Betroffene machen selber Programm« - unter diesen Zielsetzungen hatten die Betreiber des »Freien Radios Oberösterreich« (FRO) im Jänner dieses Jahres die Möglichkeit, in einem Pilotversuch mittels Kabel einen Teil von Linz mit ihren Programmen zu versorgen. Kultur-, Umwelt-, Sozial-, Frauen-, Arbeitswelt-, Friedens-, LesBiSchwule-, AusländerInnen - Initiativen erhielten die Chance, mittels Lokalradio zu demokratischer Kommunikation beizutragen.

Davon war allerdings bei den Hörbeispielen am Beginn der Veranstaltung wenig zu hören: FM 4 - Kopien (z.B. Anruf in einem Lokal namens »Weißes Haus« in Washington inkl. blödem Nachfragen, ein lokaler ÖGB Funktionär klärt im Sepp Forcher Stil über Hans Peter Martins »Globalisierungsfalle« auf u.s.w.) Man fragt sich schnell, warum sich das wer anhören soll, wenn’s der ORF qualitativ um Hausecken besser schafft (Stermann und Grissemann wissen wenigstens, wann aufzuhören ist). Von der Authentizität der Information war wenig zu spüren.

In Oberösterreich versucht FRO, im Rahmen des neuen Regionalradiogesetzes eine Sendelizenz zu bekommen. Die BetreiberInnen selbst sind mit den Ergebnissen der Versuchsreihe zufrieden, sympathisch macht sie, daß sie den Stellenwert ihres Tuns sehr realistisch als kleinen medialen Impuls einschätzen. Hinterfragbar bleiben Finanzierungskonzepte, die sich in erster Linie wieder an die öffentliche Hand wenden.

Die Veranstaltung in der Reihe »Konfrontationen« war eigentlich dazu gedacht, die Salzburger Radioszene, seit Radio BONGO sanft entschlafen, wieder zu beleben. Die Basis dafür scheint aber derzeit in Salzburg nicht zu bestehen.

Wie sich überhaupt im Laufe der Diskussion die Frage stellte, mit der man in anderen Ländern bereits 20-jährige Erfahrung hat, wie man bei uns Antworten auf Fragen wie Entsolidarisierung oder Entpolitisierung liefern könnte. Besser gesagt, wie geht man bei Freien Radios mit den beiden Grundirrtümern einer gelungenen Kommunikation um, die besagen: »Gesagt ist noch nicht gehört« und »Gehört ist noch nicht verstanden« ?