april 1997

Thomas Neuhold

Au revoir, E-Bühne!

Der Traum der freien Bühne ist vorbei - im Petersbrunnhof beginnt ein anderes Theater

Mit einem Schreiben von 5. März dieses Jahres hat der Vereinsvorstand der Elisabethbühne den von den Subventionsgebern Land und Stadt Ende Februar präsentierten »Sanierungsvorschlag« akzeptiert. Damit ist so etwas wie ein Endpunkt in der Geschichte der Elisabethbühne erreicht. Der Sprung zur Mittelbühne im neuen Haus wurde mit viel Mühen geschafft, der Traum vom freien Theater freilich ist ausgeträumt. Augenscheinlichstes Zeichen für die neuen Verhältnisse ist die Kuratelkonstruktion, die der E-Bühne vom Land verordnet wurde. Die Tätigkeit des pensionierten Managers Willi Rehberg wird zwar verharmlosend »begleitende Kontrolle« genannt, angesichts der damit verbundenen Junktimierung der Subventionsauszahlungen ist Rehberg aber wohl mehr als nur ein »Controller«.

»Aufsichtsorgan« Rehberg war die wichtigste Bedingung für die Sanierungslösung, die da lautet, daß Stadt und Land jährlich je 7,5 Millionen, der Bund 4,2 Millionen zahlen. Im Gegenzug müssen die von 1994 bis 1996 aufgelaufenen Bilanzverluste von über sieben Millionen Schilling von der E-Bühne aus den laufenden Budgets beglichen werden. Neben den bekannten Einschnitten (Einstellung des E-Bühnen-Magazins, Verpachtung des Beisls,...) werden zahlreiche Menschen ihre Arbeit verlieren.

Die Vereinbarung ist freilich nur der letzte Schritt der Transformation von der E-Bühne zum »Theater im Petersbrunnhof«. Es waren nicht zuletzt die Theaterverantwortlichen selbst, die sich sukzessive von ihren ursprünglichen Vorstellungen gelöst haben. Dem verständlichen Ziel, den engen Kirchenkeller zu verlassen und in die Hallen des Petersbrunnhofes einzuziehen, wurde nach und nach alles andere untergeordnet. Zählte man bis Anfang der 90er Jahre noch zu den treibenden Kräften der freien Szene Salzburgs und scheute auch keinen Konflikt mit den Kulturpolitikern, entstand später ein politischer Anpassungsdruck, der von der Vorzensur im Bühnen-Magazin bis zur Anbiederung an die »Kronen Zeitung« führte. Im gleichen Atemzug manövrierte die Geschäftführungs-Crew den Laden fahrlässig in das bekannte ökonomische Desaster. Die zusätzlichen Geldbeschaffungsquellen, die »profit centers«, floppten. Vor allem die Segnungen des Kapitalmarktes erwiesen sich als kapitalistischer Fluch. Mit den Subventionsgebern wurde ebensowenig Klartext geredet wie mit den eigenen Leuten und den Kritikern der Profit-Projekte.

Es wäre blauäugig zu glauben, daß die kulturpolitisch verantwortlichen Beamten und Politiker, wenn man es ihnen derart leicht macht, im Sinne einer freien Bühne agieren würden. Natürlich waren auch jede Menge persönlicher Rechnungen zu begleichen, zu oft hatte man sich in seiner politisch-beamteten Allmacht von den Aufmüpfigen aus der E-Vorstadt brüskiert gefühlt. Im Kern aber ging es um die knappe Formel »Theater? Ja! - Freie Institution? Nein!«. SP-Kulturlandesrat Othmar Raus illustrierte diese Haltung mit dem knappen Satz: »Wir haben ein Theater, aber kein Magazin bestellt.«

Detto die Diskussion im Kulturausschuß der Stadt: Da bekannten sich alle Parteien zum Theater, um dann in die groteske »Selbstkritik« zu verfallen, die Politik habe sich zuwenig um die Elisabethbühne gekümmert, habe zu lange Vertrauen gehabt. Der Vorstoß der Bürgerliste, man dürfe soetwas eben nicht den Künstlern überlassen, wurde heftigst akklamiert. Folgerichtig diskutierten alle im Ausschuß vertretenen Fraktionen dann die Frage, ob die E-Bühne ein politisch besetztes Kuratorium erhält oder dem Theaterausschuß untergeordnet werden soll. Angesichts der vorliegenden Lösung mit dem Gewährsmann des Landes, »Controller« Rehberg, dürfte es vorläufig nicht dazu kommen. Das Land bleibt am Drücker und - wie gesagt - im Petersbrunnhof gibt es ein Theater.