april 1997

Jan Carlsen
kommentar

Medienrückblick: »Praxisfremde Ausländerhatz«

»Sind die Ausländer erst joblos - ab in die Heimat mit ihnen, damit Österreich ‘frei’ werde! Ist das geschafft, wird man sich eben nach anderen Sündenböcken umsehen. Bieten sich ja immer noch genug an: emanzipierte Frauen, andersdenkende Politiker, arbeitslose Inländer...« Treffend beschrieb Petra Stuiber im »Standard« vom 21. Februar die Funktionsweise der - verharmlosend immer »Populismus« genannten - politischen Taktik der Freiheitlichen. Anlaß war die Weisung von Kärntens Landeshauptmannstellvertreter Karl Heinz Grasser, Baufirmen, die Ausländer beschäftigen, von öffentlichen Aufträgen auszugrenzen.

Unterstützung erhielten die ethnischen Säuberer der Rechten von den journalistischen Triebtätern der »Krone«. Nicht nur »Aurelius« selbst nahm wohlwollend Stellung, auch ein Herr Hasenöhrl durfte am 26. Februar das Salzburger Pendant zu Grasser, Karl Schnell, loben, da dieser als hiesiger Baulandesrat ebenfalls versprochen habe, vor allem jene Firmen zu unterstützen, »die einheimische Bauarbeiter beschäftigen.«

Zwischen den publizistischen Antipoden »Krone« und »Standard« suchten die »SN« nach einer Linie. Durchgesetzt haben sich die Verharmloser. Eine Textprobe: Der Vorschlag Grassers »mag unmoralisch, unsozial, undemokratisch, ungesetzlich, oder auch nicht sein«, urteilte der stellvertretende Chefredakteur Manfred Perterer am 25. Februar. Und weiter: »Darüber mögen die auf beiden Seiten der Bruchlinie beheimateten Gralshüter des Guten im Menschen und in der Politik heftig streiten.« Perterer, ganz objektiv, verweigert jede Wertung, denn Grassers »Vorschlag« sei mangels Bezug zur Praxis und »mangels ‘ausländerfreier’ Firmen« ohnehin zum Scheitern verurteilt.

Na dann, halb so schlimm...!