april 1997

Gerald Gröchenig
leitartikel

Strohfeuer oder Neubeginn?

Die Ideen des Wiener Ausstellungsmachers Klaus Albrecht Schröder gingen durch die Presse und haben neuen Wind in die Salzburger Museumsdiskussion gebracht. Viele Fragen sind aufgeworfen und werden diskutiert (siehe auch die Berichte in dieser Ausgabe), vieles ist nach wie vor von Nebel umhüllt (z.B. welche Sammlungen Moderner Kunst sollen am Mönchsberg gezeigt werden? Essl? Dichand? Oder baut man zuerst sicherheitshalber?).

Auf die Finanzierung darf man gespannt sein. Die Kosten für den Umbau auf dem Mönchsberg wird mit ca. 300 Mio geschätzt, 500 sind dann wohl realistisch. Die Folgekosten werden wohl auch einige -zig Millionen im Jahr ausmachen. Selbst wenn das alles in einem politischen Kraftakt geschafft werden sollte, bleibt immer noch die Frage, wo das Geld für den Rest des Konzeptes herkommen soll. Die Zentrierung der Sammlungen auf adaptierte Häuser zwischen Hallein und Salzburger Fes-tung wird wohl auch was kosten. Und das in Zeiten, wo ein Rupertinum seit Jahren seine dürftigen Budgets beklagt oder wo zusätzliche 3 Millionen für eine seit 30 Jahren kontinuierlich arbeitende Elisabethbühne als unakzeptierbare Belastung dargestellt werden.

Und noch was scheint man zu vergessen: Ein derartiges Großvorhaben ist nur realisierbar, wenn alle maßgeblich Betroffenen in einer würdigen Form eingebunden werden. Das heißt nicht vor ihnen in die Knie gehen, sondern den Diskurs in allen Planungsphasen suchen. Dies müßte Politik und Management klar sein. Der bisherige Umgang mit der Öffentlichkeit (die überfallsartig Präsentation, die Brüskierung anderer Museumsleiter - der Direktor des Rupertinums, Otto Breicha, nannte Schröder gar einen Schnösel und sein Konzept einen Pfusch - die Ignoranz gegenüber dem Salzburger Landeskulturbeirat, zu dessen extra einberufenem Gespräch Schröder einfach nicht kam) zeigt das Gegenteil. Es ist zu befürchten, daß die Politik durch die Kraftakte des »Machers« Schröder vom jahrelangen Zaudern ablenken will. Oder das Scheitern Schröders einplant, um sich mit dem Argument, ohnehin alles versucht zu haben, wieder jahrelang zurücklehnen zu können.