april 1997

kurzfehler

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Gerlinde Vegh, ÖVP-Gemeinderätin, hat uns wieder einmal tief in ihre kulturpolitische Seele blicken lassen. Vegh, deren Sager von den vielen leeren Wänden und den wenigen Bildern in der Galerie 5020 längst zum bitterbösen Salzburger Klassiker avanciert ist, befaßte sich wieder einmal mit Einsparungsmöglichkeiten bei Kulturstätten.

Bei der Debatte im Kulturausschuß der Stadt zur Zukunft der Elisabethbühne präsentierte natürlich auch die profunde Kennerin Vegh einen Sparvorschlag: Sie habe, erzählte sie den Anwesenden, »den Shakespeare« gesehen. »Die Bühne war so vollgesteckt«, daß man die Schauspieler kaum gesehen habe. Man möge doch angesichts der finanziellen Sorgen in Hinkunft mit »bescheideneren Mitteln« an die Bühnenausstattung gehen.

Franz Schausberger, dem Geist der Talare tief verbundener LHM, gibt frischgebackenen AkademikerInnen die Ehre brieflicher Gratulation - und einen landesväterlichen Ratschlag gibt's auch noch dazu: Von Amts wegen wird aufgefordert, »als konstruktiv-kritischer Staatsbürger sein Wissen und Können so einzusetzen, daß es zum Vorteil unseres Gemeinwesens ...« usw. kommt, dies konnten auch nur durch Arbeitslosigkeit und Gesundschrumpfung sehr verbitterte JungtitelträgerInnen als Häme im Kleid des treuherzigen Anstands mißverstehen. Die Dynamischen mit dem Zeichen der Zeit auf der Stirn hingegen freuen sich von Herzen! Hatten sie doch in dunklen Stunden fast schon den Eindruck, daß ihr Wissen und Können dem Gemeinwesen so was am Arsch vorbeigeht. Schön, daß sie sich geirrt und wie so oft - typisch Geisteswissenschafter eben - alles viel zu negativ gesehen haben. »Optimismus, Lebensfreude und fachliches Können....« Danke, daß Sie uns wieder daran erinnern, Herr LHM! Es gibt viel zu tun. Machen wir's gratis.

Apropos Franz Schausberger: Ein bißchen Landesfürsten, ein bißchen fürsterzbischöflich sind sie schon allesamt, unsere demokratisch gewählten Landeshauptleute. Auch wenn der Neue so vieles ganz anders macht, daß ihm sein Stellvertreter Gerhard Buchleitner den Spitznamen »Franz Dampf in allen Gassen« verliehen hat, ein paar ganz alteTraditionen hat auch er beibehalten. Wie seine Vorgänger auch ließ Schausberger kleine Andenkenmünzen mit dem Schriftzug seines Autogrammes prägen. Die Talerchen werden dann bei Gemeindebesuchen, Eröffnungen oder ähnlich staatstragenden Events unters Volk geworfen. Klingeling!

Die neue Behindertenbeauftragte des Stadt Salzburg heißt Alexandra Piringer. Die Leiterin des Lebenshilfe-Wohnprojektes »Teilbetreutes Wohnen« stach mit 120 Punkten die übrigen 74 BewerberInnen aus. Trotzdem: Ganz unumstritten war ihre Bestellung nicht. Piringer ist nämlich nicht behindert. Und deshalb, so meinte unter anderem Sozialstadtrat Huber, fehle ihr das nötige Verständnis für die Probleme gehandicapter Menschen.

Cuba, die »Insel im neoliberalen Meer«, bietet mit Gewißheit genügend Diskussionsstoff, um die gleichnamige Veranstaltung, bei der neben dem kubanischen Botschafter und Ex-Außenminister Lanc auch der Sozialwissenschafter Hans-Jürgen Burchardt und Karin Fischer (Sonne für Cuba) teilnehmen werden, spannend zu machen: Die vom US-Embargo bedingten Schwierigkeiten stehen dem beträchtlichen Wirtschaftswachstum des letzten Jahres gegenüber, »fehlende« Demokratieindikatoren einem in der Neuen Welt einmaligen Sozialsystem. Am Dienstag, dem 15. April um 19 Uhr 30 in Das Kino.

Ein eigenes Ministerium für den Kunst- und Kulturbereich, das vor allem die schlichtweg kontraproduktive Zerstreuung der Kompetenzen für Kultur auf Bundesebene beseitigen soll, hat sich die »Initiative für 1 Ministerium« (IG Kultur, IG Autoren und IG Freie Theaterarbeit) zum Anliegen gemacht. Mitgeliefert wird gleich ein beträchtlicher Forderungskatalog, der unter anderem eintritt für kompetent wie transparent besetzte Beiräte, für mittelfristige Förderungen und fairere steuer-, sozial- und medienrechtliche Bedingungen. Eine ausgewogenere Umverteilung der Bundesmittel zwischen Wien und dem Rest der Welt fand keine Erwähnung.

Das Linzer Monatsmagazin Hillinger, das für mehr Freude und Farbe in Kultur und Politik der Stahlstadt sorgt, hat in seiner Klage- mauer ein neues Steinchen dazubekommen. OÖN-Chefredakteur Hans Köppl sah sich in der Jänner-Ausgabe des Magazins gröblich mißverstanden und verunglimpft bei seinem Versuch, die Wehrmachtsausstellung medial ins rechte Licht zu rücken. Der Anlaß für Köppls Klage ist unter der Web-Adresse http://www.servus.at/hillinger/ nachzulesen.