mai 1997

Mario Jandrokovic
gelesen

ANTI FUN FACTION

Lehrbuch Anti-Spaßismus (7. Schulstufe). Edition Selene, Sumpfbuch 3

Wir schreiben das Jahr 2997, und dieses Buch markiert die Tausendjahrfeier jener Revolution, die dem Diktat des Lustigseins den Garaus machte. Hier finden sich auch die Originaldokumente von jenem fernen Milleniumsende, als die Anti Fun Faction zu wirken begann, etwa den Anti-Spaß Katechismus, der allen SympathisantInnen der Bewegung in korrekter Revolutionssprache einen moralischen Leitfaden gibt. All diejenigen, die glauben, daß hier ein weiteres, ersehntes Kapitel der Spaß-Guerilla aufgeschlagen wird, damit sie sich grinsend zurücklehnen und das Spektakel vom Hecht im Karpfenteich der guten Laune goutieren, denen wird das Lachen schleunigst vergehen, denn »die AFF VERSTEHT keinen Spaß (...). Dennoch betreibt die AFF NUR DORT Spaß-Guerilla, wo sie gegen Spaß-Guerilla kämpft. Ansonsten bleibt sie Wissenschaft.«

Neben Anleitungen, wie die Ideen dieser im Verborgenen wirkenden revolutionären Massenbewegung (auch gegen das Spaßpaket der Regierung) mit Partykilling und schierem Ernst zu verbreiten sind, finden sich noch zahlreiche Originaldokumente, vom »oberösterreichischen Kommando Maxi Böhm« etwa oder dem »virtuellen Kommando Ossi Kolmann« (»Die AFF stellt sich bewußt in die Reihe jener entschlossenen Kämpfer gegen den Humor«); und all dies ist - ich sag’s ja nicht gern - wirklich witzig. Auch meldet sich die Intelligentsia der AktivistInnen zu Wort, wie Oliver Marchart oder die Sumpf-Aktivisten Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger, die auch allesamt auf wundervolle Weise das Spiel augenzwinkernder Selbstironie aufdecken, das die Bourgeoisie in ihrer anpasserischen Vertrottelung noch gut dastehen läßt. Allgemein ist es moralisch stärkend und lehrreich, hier eindringlich erinnert zu werden, wie das gemeinsame Lachen mit dem Klassenfeind letztendlich den Schulterschluß mit ihm bedeutet.