FÜR EINE HANDVOLL SCHILLING
Es sind schon äußerst seltsame Methoden, die da in den letzten Ministertagen des Rudolf Scholten praktiziert wurden. Da hatte Scholten die Nachfolgefrage nach dem Rücktritt des Intendanten der »Diagonale - Festival des österreichischen Films« Heinrich Mis 1996 ewig lang schleifen lassen. Anfang 1997 schließlich, als endlich die Neubestellung des Duos Christine Dollhofer und Constantin Wulff absehbar war, begann Scholten mit der Versteigerung des Abspielortes: Die Ortsfrage hänge von der finanziellen Beteiligung der jeweiligen Gebietskörperschaften ab, teilte er Ende Jänner via »Kleine Zeitung« der Öffentlichkeit mit.
Damit waren die Salzburger »Sparefrohs« schnell ausgebootet. Bisher hatten Stadt und Land je 500.000 Schilling beigesteuert, an eine Erhöhung dachte niemand. Damit hatten die Grazer leichtes Spiel: Die Stadt Graz und das Land Steiermark machten jeweils die Million voll und bekamen für eine Handvoll Schilling den Zuschlag. Mit je drei Millionen von Filminstitut und Kunstsektion im Bundeskanzleramt hat die auf vier Tage reduzierte »Diagonale«, die das nächste Mal von 24. bis 29. März 1998 stattfinden soll, ein Acht-Millionen-Budget.
Zugegeben, die bisherigen Festivalwochen in Salzburg, waren inhaltlich und organisatorisch nicht dazu angetan, irgendjemanden zu Begeisterungsstürmen hinzureißen. Aber ein österreichweites Festival auf derart billige Weise ziehen zu lassen, schmerzt dennoch. Der Lohn des Geizes hat für »die Filmstadt Salzburg« (Bgm. Josef Dechant) einen bitteren Beigeschmack; nicht zuletzt auch für die Hotels, Restaurants und Geschäfte in der linken und rechten Altstadt, die mit den hunderten TeilnehmerInnen, Gästen und JournalistInnen aus ganz Europa gute Geschäfte machten. Das wußten die Grazer wohl auch.