mai 1997

Nora Müller

Art Forum neu?

Ende des Renommee-Projektes - Neustart im Kulturgelände Nonntal?

Das vergangenes Jahr mehr aufgrund der Finanzgebarung als wegen inhaltlichem Tiefgang in die Schlagzeilen geratene »European Art Forum« (EAF) wird zumindest heuer nicht abgehalten. EAF-Gründer und Festspielintendant Gerard Mortier hat vorerst das Handtuch geworfen. Er beklagt vor allem mangelndes politisches Engagement des Landes. Dabei hat noch im November vergangenen Jahres VP-Landeshauptmann Franz Schausberger verkündet: »Das European Art Forum muß auch im nächsten Jahr in Salzburg stattfinden. Es wäre fahrlässig, ein so großartiges Projekt, das mit Salzburg einen Standort gefunden hat, der ihm alle Ehre macht, ziehen zu lassen. Salzburg hat bereits in der Vorbereitung des ersten European Art Forums bewiesen, daß es optimal in der Lage ist, dieses Symposion zu veranstalten.« Er werde daher alles unternehmen, um auch die finanziellen Grundlagen des EAF endgültig zu sichern, hatte Schausberger versprochen.

Alles nicht wahr! Das EAF war für Oktober 1997 geplant; verheißungsvoller Titel »Der Künstler in Europa«. Probleme traten jedoch auf, als das Land nur noch eine Million Schilling statt der erhofften 2,5 Millionen und das Außenministerium 500.000 Schilling für das Symposion zur Verfügung stellten. Der Finanzierungsbedarf wird von Mortier auf rund fünf Millionen Schilling pro Jahr beziffert. Verabschiedet hat sich außerdem die Bertelsmann Buch AG als Sponsor mit zwei Millionen Schilling.

Als sich Mortier, dem man/frau eigentlich mehr Kampfgeist zugetraut hätte, beleidigt zurückzog, schien für das EAF endgültig das Ende gekommen zu sein. Zumindest in der bekannten Form. Denn ohne Mortier, der über exzellente Verbindungen zu Gelehrten und SchriftstellerInnen in aller Welt verfügt, seien keine prominenten Diskutanten zu gewinnen, ist man sich im Lande einig. Zudem seien ohne Mortier auch kaum Sponsoren aufzustellen.

Das Art Forum im Nonntal?

Da das Projekt eines internationalen Kulturaustausches aber nicht so einfach aufgegeben werden darf, hat sich Anfang April das »Kulturgelände Nonntal« bereit erklärt, in Kooperation mit Institutionen und Kulturschaffenden nach Möglichkeiten zur Weiterführung des EAF im Jahr 1998 zu suchen. Selbstverständlich unter anderen inhaltlichen Prämissen: »KünstlerInnen und Kulturschaffende zwischen nationalstaatlicher Identität und Nationalismus. Regionale Entwicklung versus Regionalismus. Integration der Kulturen versus Rassismus und Rechtsradikalismus«, so der Arbeitstitel. Im Kern soll es dabei um den Umgang mit kulturfeindlichen, rückwärtsgewandten und rechtsradikalen Strömungen sowie um die zunehmende institutionelle und ökonomische Bedrohung intellektueller Freiheit gehen. Ein solches »Art Forum« könnte einen nachhaltigen Beitrag leisten, ein europäisches Netz zur Bewahrung künstlerischer und kultureller Freiheit zu knüpfen.

Mortier hat in einem Schreiben an Schausberger seine Unterstützung für das Angebot der ARGE-Kulturgelände bekundet. Er möge die Anfrage »wohlwollend überprüfen und unterstützen«, so der Festspiel-intendant an Schausberger. Genau der ist nun am Zug. Eigentlich will man ja seitens des Landes das EAF 1998 wieder an Land ziehen, denn da hat Österreich im zweiten Halbjahr den Vorsitz in der EU inne. Allerdings eignet sich die von der ARGE andiskutierte Konzeption nicht unbedingt als Renommee- und Protzveranstaltung. Es wird sich also am Beispiel EAF weisen, ob der Landeshauptmann, der sich in seiner Regierungserklärung für die Kultur ja besonders stark gemacht hat, seine Versprechen auch einzulösen vermag. Aber vielleicht geht’s doch nur ums Repräsentieren...