mai 1997

Rosa Logar
titel

Was Frauen wollen oder

Frauen und Männer gegen Männergewalt

Frauen arbeiten im Bereich der Bekämpfung von Gewalt an Frauen und Kindern seit mehr als zwei Jahrzehnten als theoretische und praktische Expertinnen. Gewalt an Frauen hat bislang - bis auf Ausnahmen - Männer nicht besonders interessiert. Bücher von Frauen zum Thema männliche Gewalt werden von Männern kaum registriert, feministische Wissenschafterinnen können sich damit im Mainstream der (männlichen) Wissenschaft nur selten profilieren.

Beschäftigen sich jedoch, wie in letzter Zeit »modern« geworden, Männer mit dem Thema Gewalt an Frauen, so ändert sich die Situation schnell. Selbst wenn Mann das Gleiche sagt wie Frau, so ist es doch etwas anderes. Denn es kommt aus Männermund, und der ist anscheinend objektiv. Männermund ist ernst zu nehmen.

Daß Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen den neu auftauchenden Modellen, wie Mann mit gewalttätigen Männern arbeitet, oft skeptisch gegenüberstehen, sollte doch zu denken geben!

Ein zentraler Kritikpunkt am »Hamburger Modell« der freiwilligen Beratung von gewalttätigen Männern ist, daß die Einrichtung keine Kontrolle darüber hat, ob die Männer weiterhin Gewalt ausübenoder nicht.

Expertinnen in Fraueneinrichtungen halten die Arbeit mit gewalttätigen Männern nur in einem integrierten Projekt für verantwortbar und zielführend, wie das zum Beispiel im »Duluth Modell« erfolgreich praktiziert wird und auch in Österreich im Rahmen der Interventionsstellen geplant ist.

Die Opfer müssen dabei im Zentrum stehen. Es muß gewährleistet sein, daß sie keine Gewalt mehr erleben. Gewalttäter müssen - und das dauert Monate bis Jahre - an der Ausübung weiterer Gewalt gehindert werden. Dann erst ist an Behandlung und Therapie zu denken.

Leider interessiert es viele Männer nicht, was Frauen denken und wollen. Für die, die es doch interessiert, für die, die zu echten Partnern im Engagement gegen Männergewalt und nicht zu Konkurrenten oder gar zu Gegnern der Frauenbewegung gegen Gewalt werden wollen, einige Tips:

Es ist entscheidend, daß Männer, die Initiativen gegen Gewalt setzen wollen, sich zuerst an Expertinnen in den Fraueneinrichtungen wenden, daß sie ihnen zuhören und gemeinsam Initiativen setzen. Es ist notwendig, daß sie Kompetenz anerkennen und Frauen im Bereich der Gewaltbekämpfung auf allen Ebenen die Leitungsrolle überlassen. Denn diese Frauen haben ihnen viele Jahre an Erfahrung voraus. Männer müssen lernen, »die zweite Geige« zu spielen und im Hintergrund zu bleiben.

Dazu gehört auch, dem Drang der Medien und Öffentlichkeit nach dem männlichen Experten zu widerstehen. Dazu gehört ebenfalls, daß Männer sich auch dann engagieren, wenn es nichts zu verdienen gibt und daß sie ehrenamtlich - wie viele Frauen - tätig werden. Die meisten Frauenhäuser könnten ohne dieses ehrenamtliche Engagement gar nicht existieren! Öffentliche Gelder sollten für den Ausbau der Unterstützung, Betreuung und Therapie der Opfer von Gewalt sowie für die Einrichtung von gesetzlich verankerten Opfereinrichtungen verwendet werden.

Rosa Logar ist Obfrau des Vereins »Aktionsgemeinschaft der autonomen österreichischen Frauenhäuser«