juni 1997

Didi Neidhart
gehört

V.A.: Die besten Schrammeln instrumental

(Trikont/Hoanzl)

Die schallenden Archive des Müchner Labels Trikont präsentieren Zünftiges aus weiter Ferne (örtlich wie zeitlich) oder ebenso auch aus der unmittelbaren Umgebung, und sie lassen immer über die Klischees von »Urwüchsigkeit« und »Ursprünglichkeit« hinausblicken. Nunmehr hat »Extremschrammel« Roland Jos. Leop. Neuwirth alte instrumentale Schrammelmusik auf CD zusammengetragen, samt fundierter Information im Booklet. Die Tanzstücke aus den Jahren 1908 bis 1935 regen zu ausgiebigem Weinkonsum an, bei dem gegebenenfalls auch wieder einmal die alte Mär vom »Blues der Wiener« bemüht werden darf. Die drei Stücke der »Neuwirth Extremschrammeln« machen ihren Echtheitsanspruch komischerweise mit der nostalgischen Patina von knisterndem und rauschendem Schellack geltend.

Slotek: 7 (WordSound/Ixthuluh)

Ein Schelm, wer in den zwar überaus fetten, dabei aber unglaublich sparsam und brüchig eingesetzten Bässen und Beats von Slotek bloß sowas wie ein neues Stück progressiven Dancefloors erblickt. Mystische orientalische Gesänge verquirlt mit Filmmusik-Pomp, paranoide Stimmen aus fernen Science-Fiction- und Thriller-Welten oder kleine Sprenkel von kühlem Jazz treten massiv und betörend an die Klangoberfläche, um sich schnell wieder in neuen Sound-Strudeln zu verlieren. Diese Platte ist wie ein sperriger und kryptischer Fremdkörper im gängigen Geschäft mit der Tanzbarkeit. Ein wahnwitziger Trip durch Labyrinthe jedoch, in denen man sich sicher, aber mit Freude verlieren wird.