juni 1997

Gerald Gröchenig
kommentar

»Hochwertiges«- »mit Renomee«

Einige Statements sind am kunstfehler-Interview mit Staatssekretär Wittmann sicher bemerkenswert: Da ist einmal das klare Bekenntnis zur Forderung an den Staat, Subventionen zu geben, mit der einhergehenden Einsicht, daß Sponsoring in gewissen Bereichen nichts bringt (außer vielleicht denen, die dem Trend entsprechend Sponsoringseminare für Kulturinitiativen anbieten).

Seine Aussagen zur Förderpolitik gehören genauer erläutert: Was ist das »Qualitativ-Hochwertige«, das zuwenig bekommt? Unterstützung von Einzelpersonen nur mehr bei internationaler Qualität kann auch bedeuten, daß es keine Literturstipendien für Autoren oder Autorinnen gibt, die nicht auch in Deutschland erscheinen. Da wird man sich wohl jeweils die Leitlinien der einzelnen Abteilungen ansehen müssen.

Staatssekretär Wittmann kennt das Kulturgelände Nonntal und schätzt es. Für den Tip, zu einem eventuell zu organisierenden European Art Forum repräsentative Gäste mit internationalem Renomee einzuladen, dankt man (wer weiß, was der ARGE da sonst einfallen könnte).

Er selbst wird es nicht leicht haben, und hat das auch schon gespürt: Daß es zum ersten Mal in der Zweiten Republik keinen Kunstminister bzw. keine Kunstministerin gibt, ist eine Zäsur für Österreichs Kulturleben. Daß das Kunstministerium sowie die einzelnen Kunst-agenden in den letzten Regierungsperioden aus parteipolitischer Schacherei zwischen Unterricht, Forschung, Wissenschaft, Verkehr und sonstwo angesiedelt wurden, hat diesen Wertigkeitsverlust der Kunst auf Seiten der Politik beschleunigt. Daß man von einem nach der »Krone« schielenden Bundeskanzler Klima nicht viel an Rückendeckung für Experiment und Avantgarde in der Kunst erwarten darf, ist zu befürchten. An der These, daß die Zuständigkeit des Kanzlers eine Aufwertung sei, macht eines stutzig: daß noch kein einziges anderes Ministerium wie z. B. Verteidigung oder Inneres ebenfalls eine derartige Aufwertung gefordert hat.