juni 1997

Didi Neidhart
schön und gut

Alles Bosna!

Feinspitze haben es längst schon mit Nasenrümpfen festgestellt: Im Jausensackerl droht die Globalisierungsfalle. Und auch die letzten Enklaven lokal einzigartiger Imbisse fallen, wenn einmal die längst zur Legende gewordenen Thunfischsandwiches im Schnaitl-Pub aufgebackenem Kleinscheiß aus der Kühltruhe weichen müssen. Der Imbißimperialismus von Ronald McDonald, der zumindest Moskau-reisenden die Freude von etwas preislich wie geschmacklich Berechenbarem beschert, stellt jedoch keineswegs das größte Übel dar - davon kann man sich beim Genuß eines Hamburgers beim »Euro-snack« am Bahnhof unschwer überzeugen. Dort sollen auch zwei Würs-tchen mit Senf, Zwiebeln und Currygewürz an die lokale Salzburger Junkfood-Tradition erinnern, und müssen doch mangels Geschmack kapitulieren. In den vielen Tschecherln, wo AnwohnerInnen selber billiger tanken, wird zwar Pikantes vom Rost verheißen, man bekommt im Weißbrotstangerl jedoch allzu oft nur auf die Schnelle angesengte Wasserleichen. Im Zentrumsbereich diene der »Frauenberger« an der Ecke Linzergasse-Priesterhausgasse der lokalen Bosna-Kultur als abschreckendes Beispiel.

So ein Imbiß dürfte auch einer der nicht allzu zahlreichen Gründe sein, daß sich Ortsansässige in die Getreidegasse verirren. Schließlich ist der »Balkan Grill« in der Kwizda-Passage auch Geburtsort der »Bosna«. Seit 1950 gibt es dort die gegrillten Würstchen im Gebäck, und seit 1955 laufen sie unter der vertrauten Bezeichnung: Kein Mensch konnte sich den ursprünglichen Namen dieser bulgarischen Spezialität merken. Das Original (das eben mit Senf gehört und keineswegs mit Ketchup, wie man uns in Linz einreden will) zeichnet sich durch besondere Würze und eine anständige Ladung g’schmackiger frischer Petersilie aus. Außerdem liegt der Preis (öS 29.-) knapp unter dem üblichen Dreißiger. Gleich gegenüber in der Getreidegasse, im »Diner« neben der »Eisgrotte« mit dem unverwechselbaren Ami-Snack-Kunstlederinterieur in Pastell-Mint, kommt dem Geschmack von Gegrilltem noch am ehesten nahe, nur ist das Fleisch ein wenig salzig und doch flau im Geschmack. Für die beste Grill-Bosna in bestem Roadmovie-Ambiente ist der weite Weg zum Würstelstand »Palme« in Kasern erforderlich. Für paradiesische Schrebergartenidylle in Zentrumsnähe zahlt es sich nicht nur für SchülerInnen des akademischen Gymnasiums aus, in »Friederikes Imbißbude« beim Rainberg (Kreuzung Sinnhubstraße-Leopoldskronstraße) vorbeizuschauen.