juni 1997

kurzfehler

kurzfehler

Die Stadt-SPÖ hat sich ihre Zustimmung zum »Fest zum Weltkulturerbe« mit einem Gegendeal versüßen lassen. Gemeinsam mit der ÖVP und der FPÖ stimmte sie dem 7,8 Mio.-Spektakel zu und verlangte Gegenleistungen: die Aufbesserung des Altstadtfonds und verstärkte Mittel zur Wirtschaftsförderung etwa. Damit haben sie gegen ihr eigenes Kulturparteiprogramm gestimmt (»gegen die Festivalisierung, für kontinuierlich arbeitende Einrichtungen«) und die freien Kultur-initiativen wieder einmal im Regen stehen lassen. Minimalforderungen wie die Finanzierung des Dachverband Salzburger Kulturstätten, Anhebung bzw. Valorisierung der Förderungen oder eine mittelfristige Fördervereinbarung... - kein Verhandlungsthema der Sozialdemokraten. Frei nach dem Parteitagsmotto: Kämpfen, Salzburg, kämpfen - die freie Kulturszene weiß solchen Kampfes-einsatz zu würdigen.

Ein modernes Journalistengewerkschaftsmärchen: Es begab sich zu Salzburg vor mehreren Monaten, daß ein langgedienter Redakteur der Tageszeitung »Stille Post« (Zeitung und Name der Redaktion bekannt) beschloß, aus »seiner« Gewerkschaft auszutreten. Aus Protest gegen die Politik des ÖGB in Sachen Sparpaket, wie er sagt. Am 10. April dieses Jahres traute dann der fleißige Berichterstatter Hermann L. seinen Augen nicht: Er fand seinen Namen samt Privatadresse auf einer vom »Kuratorium für Presseausweise« via »Internet« weltweit verbreiteten Namensliste wieder, auf der Personen vermerkt wurden, die »allenfalls unberechtigt« mit einem Presseausweis ihr Unwesen in der heimischen Medienbranche treiben. Eine peinliche Situation für den kreuzbraven Reporter, hatte er doch nach seinem Gewerkschaftsaustritt über den Zeitungsherausgeberverband einfach einen neuen Presseausweis beim Kuratorium beantragt und selbstverständlich auch bekommen.

Was lag also näher, als eine Austritts-Retourkutsche der Gewerkschaftsnomenklatur zu vermuten. Hermann L. begehrte Auskunft. Und er bekam sie. Nix da Retourkutsche, nix da Datenschutz; er hätte eben seinen - ohnehin abgelaufenen - Presseausweis zurückschicken müssen, schrieb Gewerkschaftsboss Franz C. Bauer. Den Ausweis könnte er ja für »kriminelle Handlungen« bis hin »zum Kreditbetrug« mißbrauchen. Hans Stefan Hintner, Geschäftsführer beim Kuratorium für Presseausweise, setzte noch nach: Ja, ja, zurückschicken hätte er den Ausweis müssen, er könne noch von Glück reden, daß ihn seine Gewerkschaft nicht auf Herausgabe geklagt hat. Über soviel Nachsicht war er dann doch froh, unser Redakteur, und eilte zur nächsten Pressekonferenz.

»Die andere Seite der Stille« präsentiert das Gehörlosentheater ARBOS am 4. Juni um 20 Uhr im Künstlerhaus: Gedichte gehörloser amerikanischer Schriftsteller werden szenisch aufgeführt und vertont. Die österreichischen Komponisten Johannes Kern, Werner Raditschnig, Wolfgang Seierl und Bruno Strobl werden dabei die Gebärdensprache in Klänge und Musik umsetzen.

»freies lesen« nennt sich eine Veranstaltungsreihe, die bereits seit einigen Jahren mit großem Erfolg im Lungau stattfindet. Ziel der »ARGE freies lesen« ist es, die Auseinandersetzung mit dem Medium Buch, der Literatur und dem eigenen Schreiben zu fördern. Neben einer Bibliothek unter freiem Himmel und Schreibwerkstätten gibt es als Highlight Lesungen diverser Autoren und - eine LeseNacht. Nähere Informationen zum großen »Buchstabenfest« vom 31. Mai bis 14. Juni in Tamsweg erhalten Sie unter der Telefon-Nummer 06223/2662.