jänner-februar 2000

kurzfehler

Über Würste, Kunstvermittlung, die Theaterzeitung ...

Maria und Gerhard Crepaz leiten seit ca. 30 Jahren die Galerie St. Barbara in Hall in Tirol und haben diese zu dem führenden musikalischen Zentrum zwischen Alter Musik und zeitgenössischer Moderne gemacht. Und selbst wenn heute Teile ihres »Osterfestivals« live auf Ö1 zu hören sind: der Kampf um Akzeptanz und vor allem ums Geld zum Überleben hat ihre Arbeit immer begleitet.

Neben Arbeit und Familie (vier verschieden große Nachkommen helfen mit) schaffte es Maria Crepaz, immer wieder in kulturpolitischen Organisationen wie »Tiroler Kulturinitiative« oder »IG Kultur Österreich« aktiv mitzumachen. Im Dezember wurden die beiden mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Musik ausgezeichnet, der somit erstmals nicht an Komponisten, sondern an Kunstvermittler vergeben wurde. Würdigere wird man kaum finden. Der »kunstfehler« gratuliert herzlich. -gg-

Österreich gehört wieder zu Deutschland! Zumindest im Reich der großdeutschen Wurstsorten. Wie uns ein Metzger-Propagandastreifen (neudeutsch heisst das jetzt »Werbung«) unlängst auch zwischen diesen lästigen Filmschnipseln auf diversen Privat-TV-Sendern äußerst subtil (oder war es doch eher »subkutan« – Sie wissen schon, Goebbels Lieblingswort in Sachen Massenhypnose) ins staunende Angesicht klatschte. Wurde doch im besagten Propagandastreifen zum Zwecke der Preisung einer Wurst namens »Deutschländer« deren Qualitäten aufgezählt. Und die bestehen vor allem darin, dass sich alle deutschen Gau-Würstel in ihr wiederfinden und sich so der volle völkische Geschmack entwickeln kann. Nun kann gegen eine »Braunschweiger« in der »Deutschländer« nicht wirklich viel gesagt werden. Aber was bitte macht bei dieser großdeutschen Wurstfantasie eine »Wiener« in einer »Deutschländer«? Vielleicht die »Deutschländer«-Wursthaut gegen illegale »Polnische«, »Krakauer« und »Debreziner« verteidigen? Oder wird hier etwa gar an einer »Bärentaler Extragrob« herumexperimentiert? -didi-

Die Beilage heißt Theaterzeitung, erscheint monatlich und sieht sich immerhin als »Sonderinformation der Salzburger Nachrichten«. Sieht man den Übersichtsplan auf der letzten Umschlagseite, glaubt man eher an »Sonderdesinformation«: ganze sechs Kulturzentren (Landestheater, E-Bühne,Rupertinum, Carolino Augusteum, Kulturvereinigung und Stiftung Mozarteum) sind da am Plan der Stadt Salzburg eingezeichnet. Alle anderen Einrichtungen fehlen. Dass hier nur aufscheint, wer auch Druckkostenbeiträge bezahlt, bleibt unerwähnt. Fällt dieses Blatt einem Salzburg-Unkundigen in die Hände, bleibt vom Kultur-Image der Stadt wenig übrig. Die SN werden sich entscheiden müssen: Sonderinformation (kommt von »Informieren«) oder schlichtweg Werbebeilage. Dann könnte man auch ruhig die Büros der Politiker, die seit kurzem darin inserieren, auf der Salzburg-Karte einzeichnen. -gg-

Sie sitzen vorm Fernseher und sehen, wie man Ausweise mittels Farbkopierer fälscht, Wachpersonal täuscht, oder Waffen unter Angabe falscher Gründe in fremde Länder mitnimmt. Die Sendung heißt nicht »Aktenzeichen XY«, sondern »Salzburg heute«, wo Sportredakteur Harry Manzl wieder einmal »base jumper« Felix Baumgartner zu Gast hat (»base jumper« nennt man jene Zeitgenossen, die von allen möglichen hohen Gebäuden mit Fallschirmen runterhupfen). Und so werden live und in lockerem Gespräch Tatbestände, wofür Normalsterbliche schlechtestenfalls in Untersuchungshaft gelangen, im ORF Studio Salzburg als Heldentaten abgefeiert. Ob die Sportredaktion auch dabei ist, wenn man potenzielle Nachahmer festnimmt oder vom Asphalt kletzelt? - gg-

Wolfram Kastner (I), Initiator der nunmehr seit fünf Jahren stattfindenden Aktionen gegen den Aufmarsch der Waffen-SS am Salzburger Kommunalfriedhof (der »kunstfehler« berichtete), hat Unterstützung gefunden. Die Banderole des von den SS-Kameraden zu Allerheiligen deponierten Kranzes war trotz strenger Bewachung Kastner in die Hände gefallen. Dieser schickte die Schleife mit der Aufschrift »Zum Gedenken an die gefallenen Kameraden der Waffen SS« an Parlamentspräsident Heinz Fischer, der umgehend »wegen allfälliger strafbarer Tatbestände nach dem Verbotsgesetz« bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstatte. Weiters wurde das Bundesministerium für Inneres ersucht zu prüfen, ob ein Verstoß nach dem Abzeichengesetz bestehe. -hasch-

Wolfram Kastner (II), hat in Nationalratspräsident Heinz Fischer (SPÖ) zwar einen Unterstützer für seinen Kampf gegen den alljährlichen Gespensterzug der »Kameradschaft IV« gefunden. Die Salzburger Polizei hingegen stellt sich weiter schützend vor die ehemaligen Mitglieder der Waffen-SS, die jedes Jahr zu Allerheiligen ihrer SS-Vergangenheit am Kommunalfriedhof huldigen. Auch diesmal hat Kastner wieder eine Strafverfügung in der Höhe von eintausend Schilling ausgefasst. Begründung der Polizei: Kastner habe am 1. November »durch besonders rücksichtsloses Verhalten die öffentliche Ordnung ungerechtfertigt gestört«. Was die Salzburger Ordnung so störte – der Kranz für die ermordeten Deserteure? Die Klezmermusik am Friedhof? Kastners Zwischenruf »Kriegsverbrecher!«? – lässt die Strafverfügung offen. - tom -

Die FPÖ legt Wert auf die Feststellung, dass die Ablehnung einer Investition für das Seelsorgeamt der »Katholiken byzantinischen Ritus« durch die Gemeinderätin Haunsberger im Kulturausschuss nicht wie im letzten »kunstfehler« gemeldet mit: »Wir sind dagegen, weil das eine Minderheit ist« begründet wurde, sondern mit: »Wir sind dagegen, weil das eine Minderheit der Haushalte ist«.

-tömml-

Claus Tröger kann's nicht lassen. Jetzt will er mit einem privaten Verein das »Kleine Theater« in Schallmoos weiterführen. Das Haus soll vor allem als Kleinkunstbühne das zahlende Publikum anlocken. Apropos »zahlend«. Angeblich hat der Verein zwei Millionen Schilling an privaten Mitteln aufgetrieben. Für das kommende Jahr fehlen noch 600.000 Schilling. Die sollen laut Tröger von der Stadt und Kulturressortchef Heinz Schaden (SPÖ) kommen. Na denn,

alles Gute! - tom -

Das Theater Metropolis lebt – zumindest wenn es nach der Konzeptgruppe um den Salzburger Künstler Bernhard R. [Anm.d.Red.: Name wurde gekürzt] geht: Das Metropolis sollte demnach (aus Konkurrenzgründen) von einer »anerkannten kunstfernen Einrichtung« als Freies Theater weitergeführt werden. In Frage kämen auch noch »das Rockhaus, DAS KINO und die Stadt Salzburg«. Den beiden vollbeschäftigten Direktoren – dem Vernehmen nach ist einer davon Rothschädl selbst – ist im Konzeptpapier ein Sekreteriat mit knapp 30 Wochenstunden zur Seite gestellt. Nach Technik und Kassa verbleiben noch eine 1/3 Anstellung für die Reinigung eines Hauses mit einer gewünschten Jahresauslastung von 200 Aufführungen - das erste selbstreinigende Theater scheint erfunden zu sein. Schade nur, dass dies kaum bekannt werden wird, sind doch für »Werbemaßnahmen« ebenfalls nur eine 1/3 Anstellung vorgesehen. -hasch-

Die KPÖ Stadt-Salzburg war nach der Austrittswelle Anfang der 90er Jahre lange Zeit nicht mehr wirklich existent. Jetzt gibt es wieder erste Lebenszeichen aus der Elisabethstraße 11. Die Kommunikationswissenschafterin Claudia Trost (26) und der Buchhändler Edgar Wolf (23) führen als Bezirkssekretäre ab Jänner die Geschäfte der Salzburger Kommunisten. Die zwei sind Montag bis Freitag von 10:00 bis 12:00 im Volksheim erreichbar. Telefon: 0662/872244. - tom -

Keine Ladenschlusszeiten für Kunsteinrichtungen. Jedenfalls dann nicht, wenn sie im Millenn-iums-Spektakel »Bridges« inkludiert sind und das Geld aus dem Tourismusressort kommt. Also wurde die Galerie 5020 vor die Wahl gestellt, entweder am 31.12. 1999 und am 1.1.2000 geöffnet zu sein, oder auf die Subventionierung des Projekts »Situation Mindesteinkommen« zu verzichten. Da halfen auch keine Hinweise darauf, dass es zu diesem Zeitpunkt in den Räumen der Galerie weder Bilder noch sonstige Kunstobjekte zu betrachten gäbe. Dennoch sollte nicht voreilig von einem Primat der Ökonomie/Tourismuswirtschaft über die Kunst geschimpft werden. Könnte es sich hierbei doch ebenso um einen ganz supertoll ausgeklügelten Diskursbeitrag seitens der Tourismuswirtschaft handeln. Immerhin geht es bei dem Projekt in der Galerie 5020 auch um Themen wie »Arbeit und Spaß«, »Kunst und Freizeit« sowie »Feierabend«, die durch diese Vorgabe nicht nur auf symbolischen, sondern auch auf konkret realen Ebenen Diskurse ermöglichten. Ganz abgesehen davon, dass sich SilvestertouristInnen neben den Schönheiten des Weltkulturerbes und inmitten dieser Kulisse erlebter Millenniumsvollräusche natürlich auch für sogenannte moderne Kunst interessieren. Und sei es nur deshalb, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. -didi-

Big Band Projekt im Kulturgelände Nonntal. Ab Jänner wird geprobt bis dass die Hörner glühen. Die Saxofonlegende Heinz von Hermann instaliert in der Arge Kulturgelände unter mithilfe der hauseigenen Veranstaltungsreihe »Jazz im Nonntal« Big Band Proben mit namhaften Musikern der Salzburger Jazzszene. Ziel dieser Übungen, sprich rehersals ist es ein Repertoire zu erarbeiten, um in einer möglichst konzertnahen Situation in weiterer Folge den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen sprich Livekonzerte zu spielen. Darauf freuen wir uns im Besonderen! -rost-