jänner-februar 2000

Didi Neidhart
gehört

Various Artists, John Paul Jones, Dakar & Grinser...

VARIOUS ARTISTS

Round One To Round Five

Main Street Records

Wenn es um hypnotisch-fesselnde Kombinationen aus funkensprühenden Housebeats und schweren Dub-Sounds geht, gehört das Berliner Basic Channel-Label wohl zu den ersten und besten Adressen. Nun gibt es endlich auch vom Sublabel Main Street Recordings einen Sampler mit ausgesuchten Tracks aus den letzten Jahren. Alles natürlich allererste Sahne, die besonders durch die Auftritte der Ausnahmesänger Tikiman und Andy Caine schier unwiderstehliches House/Dub-Soulfood aus den Boxen vibrieren lässt. Einfach himmlisch!

JOHN PAUL JONES

Zooma DGM

Bassisten, zumal wenn sie ihre jungen Jahre in »legendären Rockbands« fristeten, haben es nicht immer leicht. Nicht nur weil damals wie heute die meiste Aufmerksamkeit den Klampfern und Schreiern am vorderen Bühnenrand gilt. Das ist auch im Falle des Ex-Led Zeppelin-Bassisten/Keyboarders John Paul Jones nicht anders. Ganz zu schweigen davon, dass sämtliche LedZep-Reunionsversuche der Herren Page/Plant ohne ihn auszukommen glaubten. Derweilen hat sich Jones jedoch einen Namen als exzellenter Producer gemacht, mit den Butthole Surfers sowie Diamanda Galas (!) zusammengearbeitet und legt jetzt mit »Zooma« das beste und kraftvollste Solo-Werk eines Ex-Led Zeppelins ever vor. Vollgestopft mit fetten Bassläufen, rasiermesserscharfen Slide-Gitarren und tonnenschweren Grooves geht es hier nicht nur Richtung Heavy Future Blues, sondern unterstreicht Jones auch all jene Elemente, die schon bei LedZep seine Handschrift trugen, aber immer ausschließlich dem Klampfer (Jimmy Page) zugeschrieben wurden. Nicht nur für Zeppelin-Opas eine Offenbarung!

DAKAR & GRINSER

Are You Really Satisfied Now

Disko B

Münchner Duo mit komplett durchgeknalltem Electro-Twist, das sich in plüschiger Nachtclubatmosphäre zwischen Glamour (Roxy Music!) und Gosse (Iggy Pop!) bewegt und dabei einen Hit nach dem anderen aus der privaten Diskotheken-Jukebox knattern lässt. Völlig over the top und mit der richtigen Portion Sleaze wird da auch stolz eine Bourbon-Flasche auf dem Innencover präsentiert (und das bei einer »Elektronik«-CD!) und Iggy Pops »I Wanna Be Your Dog« in einer strengen, aber auch zugedröhnten Electrokammer bearbeitet. Kult!

MATERIAL Intonarumori

Rykodsic/Zomba

Mit der aktuellen Material-CD legt Mastermind & Workaholic Bill Laswell die »experimentelle« HipHop-Latte wieder einmal enorm hoch. Davon kündet nicht nur der CD-Titel (geborgt beim Futuristen Luigi Russolo, der seine Lärm-Maschinen so nannte). Auch hochkarätige Gäste wie Killah Priest (Wu-Tang Clan) oder Flavor Flav (Public Enemy) schlagen in diese Kerbe und laufen dabei zur Höchstform auf. Mittels paranoiden Dopebeats, fetten Dub-Bässen und freejazzigen DJ-Scratches wird »HipHop als Kunstform« in wild oszillierende Freestyle-Umlaufbahnen geschossen, auf das es megamindblasting im Schädel kitzelt und phatte Grooves am Arsch jucken.

SCOTTY HARD

The Return Of Kill Dog E

WordSound

HipHop als psychotischer Ausnahmezustand. Diesbezüglich hat uns das Brooklyner Extremlabel WordSound ja schon mit genügend Stoff versorgt. Dass dabei allemal noch nicht alles gesagt ist, beweist nun auch Scotty Hard. Nach Jobs als Engineer des Wu-Tang Clan, von Prince Paul und den Jungle Brothers sowie Zusammenarbeiten mit Cypress Hill, Björk oder der Jon Spencer Blues Explosion legt er mit seinem Debut einen akustischen Horrortrip vor, der in Sachen psychoaktivem (Free-)Jazz, schleimig-verhatschter Dopebeats und hendrixgeerdetem Schizo-Psychedelic-Funk (inklusive illuminierend betrunkenem Hafen-Akkordeon) keine Wünsche offen lässt. Gangsta-Rap als Film Noir-Höllenfahrt. Absolut rezeptpflichtig & Dope As Hell!!!!

U-GOD

Golden Arms Redemption

Wu International

Und weil jetzt schon soviel vom Wu-Tang Clan die Rede war, hier gleich mal das Solo-Debut des Clan-Rappers U-God. Lange hat es sich ja dafür Zeit gelassen (der Rest des Clans soliert bekanntlich schon länger), aber das Warten hat sich gelohnt. Mit den durchwegs abgespeckten, aber genialst mit Funk- und Soul-Samples (Curtis Mayfield!) gespickten Tracks erweist sich U-God nicht nur als »bester Rapper des »Wu-Tang Clans«, sondern legt sich auf Old Skool-Grundlagen auch noch gegen allzu smoothes Rhymezuckergebäck quer. Produziert hat natürlich Clan-Chef RZA und wer Hardcore mit Hardboiled-Soul-Appeal will, sollte hier unverzüglich zugreifen.